Pflanzliche Milchalternativen
Die DGE hat im September 2024 das DGE Positionspapier Kuhmilch(-produkte) und pflanzliche Milchalternativen in einer nachhaltigeren Ernährung veröffentlicht.
In diesem DGE-Positionspapier wird die Relevanz von Kuhmilch(-produkten) in der Ernährung dargestellt und pflanzliche Milchalternativen (auch als Pflanzendrinks bezeichnet) werden im Vergleich zu Kuhmilch in Hinblick auf die Dimensionen einer nachhaltigeren Ernährung, primär Gesundheit und Umwelt, eingeordnet.
1. Welche Empfehlungen spricht die DGE zum Verzehr von Kuhmilch und pflanzlichen Milchalternativen aus?
Aufgrund ihres Beitrags zur Nährstoffzufuhr sowie weiteren gesundheitsfördernden Aspekten empfiehlt die DGE den Verzehr von Kuhmilch und daraus hergestellten Produkten. Im Rahmen der Ableitung der lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen werden für gesunde Erwachsene zwei Portionen Milch und Milchprodukte angegeben (Orientierungswerte zu den FBDG).
Für Personen, die geringere Mengen als empfohlen oder keine Milch(-produkte) verwenden, können Pflanzendrinks eine gute Alternative darstellen. Da Kuhmilch(-produkte) in Deutschland maßgeblich zur Zufuhr von u. a. Calcium, Jod, Riboflavin und Vitamin B12 beitragen, sollte in diesem Fall auf die Versorgung mit diesen Nährstoffen geachtet werden (siehe Frage 2). Wenn mehr Milch(-produkte) verzehrt werden als in den DGE-Empfehlungen angegeben, kann der Austausch des über die Empfehlung hinausgehenden Anteils durch pflanzliche Milchalternativen helfen, eine pflanzenbetonte und somit umweltfreundliche Ernährung umzusetzen.
2. Worauf ist bei der Auswahl von pflanzlichen Milchalternativen zu achten?
Für die Versorgung mit Calcium und Jod sowie, vor allem bei einer vegetarischen bzw. veganen Ernährung, mit Riboflavin und Vitamin B12 sollten Produkte ausgewählt werden, die mit diesen Nährstoffen angereichert sind. Bei der Verwendung von nicht oder nur mit einigen dieser Nährstoffe angereicherten Produkten sollte darauf geachtet werden, die übrigen Nährstoffe aus anderen Quellen (Lebensmittel oder Nährstoffpräparate) zuzuführen. Dabei ist die gesamte Ernährung bzw. Nährstoffzufuhr zu betrachten.
Im Rahmen einer gesundheitsfördernden und nachhaltigeren Ernährung sollten grundsätzlich Produkte ohne Zuckerzusatz bevorzugt werden. Wenn gesüßte Produkte verwendet werden, sollte dies bei der Gesamtzuckerzufuhr berücksichtigt werden. Die Zufuhr an freien Zuckern sollte weniger als 10 % der Gesamtenergiezufuhr betragen.
Für einen genaueren Überblick empfiehlt sich der Blick auf die Zutatenlisten. Darin sind der Anteil der namensgebenden Zutat(en), die zugesetzten Vitamine und Mineralstoffe sowie ggf. weiterer Zutaten wie Süßungsmittel, Emulgatoren, Aromen oder Verdickungsmittel aufgeführt.
3. Warum wurden pflanzliche Milchalternativen nicht in die Berechnung zu den lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen der DGE einbezogen, sodass konkrete Empfehlungen ausgesprochen werden können?
Pflanzliche Milchalternativen unterscheiden sich untereinander teilweise erheblich. Es gibt u. a. Produkte aus Soja, Hafer, Mandel, Reis oder Erbsen. Die Produkte sind vielfältig und unterschiedlich zusammengesetzt. Manche Produkte sind mit Nährstoffen angereichert, andere nicht. Daher ist eine allgemeine Aussage zu Pflanzendrinks nicht möglich.
Zudem sind in den Verzehrdaten und der Nährstoffdatenbank, auf denen die Berechnungen basieren, wenige pflanzliche Milchalternativen enthalten.
4. Kann Kuhmilch aus ernährungsphysiologischer Sicht durch pflanzliche Milchalternativen ersetzt werden?
Pflanzliche Milchalternativen unterscheiden sich in ihrem Nährstoffprofil erheblich von Kuhmilch, insbesondere, wenn sie nicht mit Nährstoffen angereichert sind. Die Bioverfügbarkeit von zugesetzten Nährstoffen kann variieren. Da sich die zugesetzten Mineralstoffe absetzen können, ist es wichtig, die Pflanzendrinks vor dem Verzehr zu schütteln.
Kuhmilch(-produkte) tragen in Deutschland maßgeblich zur Zufuhr von u. a. Calcium, Jod, Riboflavin und Vitamin B12 bei. Bei einem Ersatz von Kuhmilch durch pflanzliche Milchalternativen ist vor allem auf die Versorgung mit diesen Nährstoffen zu achten.
Je nach Rohstoff enthalten pflanzliche Milchalternativen andere gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe, z. B. sekundäre Pflanzenstoffe oder Ballaststoffe, die in Kuhmilch nicht oder nur in geringen Mengen enthalten sind sowie weniger gesättigte Fettsäuren und, vor allem bei pflanzlichen Alternativen aus Samen und Nüssen, mehr ungesättigte Fettsäuren als Kuhmilch.
Bislang fehlen Ergebnisse aus Beobachtungsstudien, die den Einfluss des Verzehrs von pflanzlichen Milchalternativen über einen längeren Zeitraum auf die Gesundheit, z. B. das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs, untersuchen.
5. Sind ökologisch erzeugte pflanzliche Milchalternativen (Bioprodukte) auch mit Nährstoffen angereichert?
Nein. Ökologisch erzeugten Lebensmitteln dürfen laut EU-Öko-Verordnung 2018/848 nur dann Vitamine und Mineralstoffe zugesetzt werden, wenn dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Für pflanzliche Milchalternativen gibt es keine vorgeschriebene Anreicherung, daher dürfen ihnen keine Nährstoffe zugesetzt werden.
Weil mit der Fassung der EU-Öko-Verordnung von 2018 auch die Verwendung von Algen geregelt wurde, reicherten in der Folge einige Hersteller pflanzliche Milchalternativen mit der Rotalge Lithothamnium calcareum als calciumreiche Zutat an. Die Europäische Kommission macht ihn ihren FAQ allerdings deutlich, dass auch die Verwendung der Rotalge nicht erlaubt ist, weil der Hauptzweck ihrer Anwendung die Supplementation mit Calciumcarbonat ist. Die Rechtslage ist allerdings derzeit noch unklar.
6. Pflanzliche Milchalternativen sind zum Teil mit Calcium angereichert. Ist es daher nicht unnötig Kuhmilch zu verwenden, die viel umweltschädlicher ist?
Es stimmt, dass viele konventionell hergestellte pflanzliche Milchalternativen in gleicher Höhe mit Calcium angereichert sind, wie Kuhmilch Calcium enthält. Die Bioverfügbarkeit des Calciums ist abhängig von der Form, in welcher das Calcium zugesetzt ist. Da sich die Zusätze häufig am Boden absetzen, sollten die Pflanzendrinks vor Verzehr geschüttelt werden. Sonst ist der Gehalt an Nährstoffen im verzehrten Lebensmittel deutlich geringer als auf der Packung angegeben.
Allerdings liefert Kuhmilch nicht nur Calcium, sondern u. a. auch Jod, Riboflavin und Vitamin B12. Vor allem für Jod sind Milch und Milchprodukte ein sehr wichtiger Lieferant, zumal in Deutschland die Zufuhr von Jod bei einem nennenswerten Anteil der Bevölkerung unter der Empfehlung liegt. Daher ist neben der Anreicherung von Calcium auch auf die Zufuhr dieser Vitamine und Mineralstoffe zu achten. Jod ist nur wenigen pflanzlichen Milchalternativen zugesetzt. In ökologisch erzeugten pflanzlichen Milchalternativen dürfen keine Nährstoffe zugesetzt werden (siehe Frage 5).
Eine Ernährungsweise, die sich an den DGE-Empfehlungen orientiert, ist auch mit zwei Portionen Milch(-produkten) am Tag umweltfreundlich und gesundheitsfördernd.
7. Pflanzliche Milchalternativen zählen zu den hoch verarbeiteten Lebensmitteln. Sollten Sie daher nicht besser gemieden werden?
Pflanzliche Milchalternativen werden häufig zu den hoch verarbeiteten Lebensmitteln gezählt. Der Verzehr hoch verarbeiteter Lebensmittel ist mit einem höheren Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten assoziiert. Die ernährungsphysiologische Qualität wird dabei allerdings nicht ausreichend mit in die Bewertung einbezogen und nicht alle als hoch verarbeitet kategorisierten Lebensmittel haben zwangsläufig einen negativen Effekt auf die Gesundheit. Detailliertere Untersuchungen sind nötig, um Aussagen zur Risikoerhöhung aufgrund des Verarbeitungsgrads bei pflanzlichen Milchalternativen treffen zu können.
Der Zusatz von Nährstoffen wie z. B. Calcium und Jod führt ebenfalls zur Einstufung als „hoch verarbeitet“, kann bei einem Ersatz von Milch und Milchprodukten aber helfen den Bedarf an diesen Nährstoffen zu decken.
8. Sind pflanzliche Milchalternativen ökologisch nachhaltiger als Kuhmilch?
Im Durchschnitt weisen pflanzliche Milchalternativen im Vergleich zu Kuhmilch niedrigere Werte für Treibhausgasemissionen, Wasserverbrauch und Landnutzung und damit eine geringere Umweltbelastung auf.