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Stoffwechselerkrankungen

Übergewicht und Adipositas

Adipositas ist sowohl eine eigenständige Erkrankung als auch ein Risikofaktor.

  • Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die definiert ist als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts.
  • Übergewicht und Adipositas sind in allen Altersgruppen der Bevölkerung weit verbreitet und ein bekannter Risikofaktor für Folgeerkrankungen.
  • Verschiedenste Faktoren begünstigen Übergewicht und Adipositas.
  • Übergewicht und Adipositas sollten langfristig und multimodal therapiert werden.

Die wichtigsten Fragen zu Übergewicht und Adipositas

Was ist Adipositas?

Nackte Füße stehen auf einer Waage, im Vordergrund liegt ein Maßband

Mit Maßband und Waage das Körpergewicht bestimmen und einschätzen | ©Brian Jackson - stock.adobe.com

Adipositas ist definiert als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung des Körperfetts. Das Körpergewicht wird mit dem Körpermassen- oder Body Mass Index (BMI) beurteilt. Der BMI ist der Quotient aus Gewicht und Körpergröße zum Quadrat (kg/m²). Übergewicht bei Erwachsenen ist definiert als BMI ≥ 25 kg/m², Adipositas als BMI ≥ 30 kg/m².

Bei Kindern und Jugendlichen werden nach Alter und Geschlecht eingeteilte BMI-Perzentilen empfohlen, da das Wachstum noch nicht abgeschlossen ist. Übergewicht ist definiert als ein Gewicht über der 90. Perzentile, das bedeutet, dass 10 Prozent der Gleichaltrigen schwerer und 90 Prozent leichter sind. Bei einem Gewicht über der 97. Perzentile spricht man von Adipositas.

Als Merkmal für das Fettverteilungsmuster gibt der Taillenumfang bei einem BMI unter 35 kg/m² eine wichtige Zusatzinformation. Ab einem Taillenumfang über 80 Zentimeter bei Frauen bzw. einem Taillenumfang über 94 Zentimeter bei Männern steigt das Risiko Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten zu entwickeln.

Übergewicht und Adipositas sind in allen Altersgruppen der Bevölkerung weit verbreitet und ein bekannter Risikofaktor für ernährungsmitbedingte Krankheiten, die durch die Ernährung beeinflusst oder verursacht werden.

Was sind ernährungsmitbedingte Krankheiten?

Übergewicht und Adipositas sind unter anderem die Folge eines ungünstigen Lebensstiles und ein bedeutender Risikofaktor für zahlreiche chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten. Besteht über einen langen Zeitraum Übergewicht bzw. Adipositas

  • kann Bluthochdruck begünstigt werden,
  • kann sich eine Fettleber entwickeln,
  • können die Blutzuckerwerte ansteigen. Infolgedessen kann sich eine Insulinresistenz bis hin zum Typ-2-Diabetes entwickeln,
  • kann eine Fettstoffwechselstörung entstehen,
  • kann dies zu einem Anstieg der Harnsäurewerte mit einer möglichen Gichterkrankung beitragen,
  • hat dies ein erhöhtes Risiko für die Entstehung bestimmter Krebserkrankungen wie Brust-, Dickdarm-, Nieren- und Speiseröhrenkrebs zur Folge,
  • sind Knochen, Gelenke und der Bewegungsapparat belastet,
  • verursacht dies oft auch psychosoziale Probleme wie mangelndes Selbstbewusstsein, soziale Isolation und Diskriminierung,
  • kann durch eine unausgewogene Lebensmittelauswahl dennoch eine Nährstoffunterversorgung bestehen.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass die Verringerung und Normalisierung des Körpergewichts das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten senken kann.

Wie entsteht Übergewicht?

Übergewicht und Adipositas werden durch verschiedenste Faktoren begünstigt. Dabei handelt es sich um biologische, psychosoziale und umweltbedingte Risikofaktoren. Neben genetischen Faktoren spielen bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas der Lebensstil sowie psychosoziale und umweltbedingte Faktoren eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus können Essstörungen, endokrine Erkrankungen, Medikamente, Immobilisierung, Schwangerschaft und Nikotinverzicht die Entstehung beeinflussen.

Wie wird Adipositas behandelt?

Die Adipositastherapie zielt vor allem auf eine langfristige Gewichtsreduktion. Damit verbunden sind die Verbesserung adipositasassoziierter Risikofaktoren, eine Reduzierung von Begleiterkrankungen und die Steigerung der Lebensqualität. Bei der Therapie ist sowohl die Individualität der Betroffenen sowie ihre speziellen Lebensumstände, Komorbiditäten, Risiken, Erwartungen und Ressourcen zu berücksichtigen.

Die Basistherapie besteht aus den Bausteinen Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. In der Verhaltenstherapie kommen Methoden zur Anwendung, die systematisch das Verhalten ändern können, das zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Adipositas beiträgt. Menschen mit Übergewicht oder Adipositas sollten ermutigt werden, ihre körperliche Aktivität zu steigern und im Rahmen einer vollwertigen Ernährung ein Energiedefizit zu erreichen. Dafür bedarf es einer hohen Eigenmotivation und Eigenverantwortung vonseiten der Patient*innen, der Langzeitbetreuung durch ein kompetentes Betreuungsteam sowie der Unterstützung durch das soziale Umfeld.

Nach ärztlicher Anordnung kann in Kombination mit der Basistherapie eine medikamentöse Therapie durchgeführt werden. Ist die konservative Therapie erschöpft, kann ein adipositaschirurgisches Verfahren angeboten werden. Ein für alle Patient*innen pauschal zu empfehlendes Operationsverfahren existiert nicht. Die Ernährungsberatung ist für die Vorbereitung auf die Operation und insbesondere in der lebenslangen Nachsorge essenziell, da große Veränderungen bezüglich des Essens auf die Betroffenen zukommen.

Welche praktischen Empfehlungen zur Gewichtreduktion im Rahmen der Ernährungstherapie für Menschen mit Übergewicht und Adipositas hilfreich sind, sind im Kapitel „Übergewicht und Adipositas im Erwachsenenalter“ der DGE-Beratungsstandards nachzulesen. Im Kapitel „Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter“ werden zudem die Besonderheiten der Klassifikation, Diagnostik und Therapie bei Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter näher erläutert.