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Frauen, die in der Schwangerschaft Alkohol trinken, können bei ihrem Kind das fetale Alkoholsyndrom (FAS) auslösen. Die betroffenen Kinder sind oft lebenslang motorisch und mental geschädigt.
Das fetale Alkoholsyndrom (FAS) wird auch als Alkoholembryopathie bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein spezifisches polymorphes Fehlbildungssyndrom mit körperlichen Fehlbildungen sowie geistigen, statomotorischen und verhaltensbezogenen Veränderungen beim Kind. Das FAS entsteht während der Schwangerschaft durch mütterlichen Alkoholmissbrauch oder -abhängigkeit. In Deutschland sind bei ihrer Geburt schon etwa 10 000 Kinder pro Jahr durch Alkohol geschädigt. Über 2 000 weisen schwerste Entwicklungsstörungen auf.
Die Schädigungen, die durch intrauterine Alkoholexposition hervorgerufen werden, werden unter dem Oberbegriff Fetale Alkoholspektrumstörungen (FASD, fetal alcohol spectrum disorders) zusammengefasst. Im Vergleich zu anderen neuropädiatrischen Erkrankungen wie z. B. dem Down-Syndrom mit einer Prävalenz von ca. 0,1 bis 0,2 % und der Cerebralparese mit einer Prävalenz von ca. 0,2 bis 0,3 % kommt das Fetale Alkoholsyndrom in Deutschland sehr häufig vor. Das Vollbild des FAS tritt dabei nach Expertenschätzung nur bei ca. 10 % aller Kinder mit pränatalen Alkohol-Folgeschäden auf. Das bedeutet, dass die Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD) eine der häufigsten angeborenen Erkrankungen darstellt, ohne als solche bislang erkannt und berücksichtigt zu werden.
Da die Symptome beim Neugeborenen nicht immer leicht zu erkennen sind, muss mit einer zusätzlichen hohen Dunkelziffer gerechnet werden. Der Grund: Das embryofetale Gehirn reagiert während der gesamten Schwangerschaft besonders empfindlich auf toxische Substanzen. Daher führt die Alkoholeinwirkung vor der Geburt vor allem zu neurotoxisch-enzephalopathischen Veränderungen beim Kind. Sie treten weit häufiger auf als die sichtbaren körperlichen Merkmale.
Für die Entwicklung eines FAS wurden in USA, Kanada und Europa u. a. folgende Risikofaktoren erhoben:
Alkoholkonsum
Mütterliche Risikofaktoren
Der von der Mutter konsumierte Alkohol gelangt ungehindert über die Plazenta zum Kind und erreicht dort die gleiche Konzentration wie im Körper der Mutter. Dabei wirken sowohl der Alkohol selbst als auch sein Metabolit Acetaldehyd direkt toxisch. Alkohol wirkt dabei auf vielfältige Weise – als Mitosegift, als Störfaktor bei der Organbildung, als neurotoxische Substanz und auch als Suchtmittel. So kann die frühe Gewöhnung des Kindes an Alkohol Neurotransmitter und Endorphine beeinflussen und damit nicht selten das postnatale Suchtrisiko erhöhen.
Schätzungen zufolge entwickeln 20–40 % der FAS-Kinder später selbst eine Alkoholabhängigkeit.
Generell ist der Abbau von Alkohol bei Embryo und Fetus nur sehr gering, da bei ihnen weder die zum Abbau notwendige Alkoholdehydrogenase (ADH) noch die Aldehyddehydrogenase (ALDH) ausreichend entwickelt sind. Zudem ist die Entfernung von Alkohol aus der Amnionhöhle verzögert, wodurch die Einwirkzeit des Alkohols auf Embryo oder Fetus entsprechend verlängert wird. Häufen sich größere Alkoholmengen an, können diese das Ungeborene besonders stark schädigen. Die toxische Gefahr ist daher beim sogenannten Binge-Drinking (gelegentliches Exzessivtrinken) besonders groß.
Die Wirkung des Alkohols unterscheidet sich auch je nach Embryonalphase (von der Konzeption bis zur 10. Schwangerschaftswoche) bzw. Fetalperiode (11. Schwangerschaftswoche bis zur Geburt). In den ersten 14 Tagen nach der Konzeption wird der Embryo durch das mütterliche Blut ernährt. In dieser Zeit geht man davon aus, dass der Alkoholkonsum der Mutter keine bleibenden Schäden beim Kind verursacht. Nach dem „Alles-oder-Nichts-Prinzip“ können die zu diesem Zeitpunkt noch pluripotenten Zellen mögliche geschädigte Zellen ersetzen. Ist die toxische Störung zu groß, erfolgt ein Frühabort, ggf. auch ohne dass die Schwanger-
schaft als solche bemerkt wird.
In der Phase der Organbildung, die sich über einen Zeitraum von der ersten Schwangerschaftswoche bis zum Beginn der Fetalperiode erstreckt, ist der Embryo besonders sensibel gegenüber allen toxischen Einflüssen.
Die durch Alkohol induzierten Fehlbildungen werden in dieser Zeit ausgelöst. Im zweiten Trimenon gibt es eine starke Assoziation zwischen einem mode raten Alkoholkonsum und Aborten. Für Schwangere und Frauen im gebärfähigen Alter ist wichtig zu wissen, dass Alkohol während der gesamten Schwangerschaft in die Gehirnentwicklung des Kindes eingreifen kann. Eine Übersicht, welche alkoholischen Getränke wie viel Alkohol (und Energie) enthalten, zeigt Tabelle 1.
Alkoholische Getränke | Energiegehalt MJ/l | Energiegehalt kcal/l | Alkoholanteil g/l | Alkoholanteil am Brennwert (%) |
---|---|---|---|---|
Vollbier, hell | 1,6 | 390 | 35 | 63 |
Rotwein, leicht | 2,7 | 650 | 80 | 86 |
Rotwein, schwer | 3,2 | 775 | 95 | 86 |
Weißwein | 2,9 | 700 | 85 | 85 |
Sekt | 3,5 | 835 | 90 | 75 |
Weinbrand | 9,9 | 2400 | 330 | 96 |
Der chronische Alkoholkonsum hat auch verschiedene pathophysiologische Auswirkungen, die für die Schwangerschaft von Bedeutung sind. So herrscht im Vitamin- und Mineralstoffwechsel häufig ein Absorptionsmangel vor (Tabelle 2).
Vitamin | Pathophysiologische Auswirkung |
---|---|
Vitamin A | Einschränkung des kindlichen Sehvermögens |
Vitamin B12 | Störung des Erythropoese-Systems mit nachfolgender Anämie |
Vitamin D | Störung des Calcium-Stoffwechsels mit möglichen Folgen für die fetale Knochenreifung |
Folat | Gefahr fetaler Spaltbildungen |
Vitamin B2 und B6 | Polyneuropathien |
Vitamin C | Verminderung antioxidativer Prozesse (Onkogenese, Infekthäufigkeit) |
Im Mineralstoffwechsel wurden Störungen des Zinkstoffwechsels mit möglichen Fehlbildungen durch Zinkmangel nachgewiesen sowie eine gesteigerte Ausscheidung von Magnesium und Calcium mit Auswirkungen auf die Erregbarkeit der Muskulatur (Wadenkrämpfe, Kontraktilität der Uterusmuskulatur).
Bei der Anamnese sollte möglichst genau der Alkoholkonsum der Schwangeren erfasst werden. Dabei sind die Mengen an Alkohol, der Zeitraum des Konsums sowie das Trinkmuster (Abhängigkeit, Missbrauch oder moderater Konsum) der Schwangeren abzuklären.
Neben dem Alkoholkonsum der Mutter, der teilweise schwer nachzuweisen ist, muss für die Diagnose des FAS auch die Untersuchung des Kindes mehrere Kriterien erfüllen. Dazu zählen prä- und postnatale Wachstumsretardierungen, Dysfunktionen des zentralen Nervensystems (neurologische Auffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen, mentale Retardierung) sowie kraniofaziale Auffälligkeiten (z. B. Mikrozephalus, schmale Lidspalten, Abflachung des Mittelgesichts).
Laut S3-Leitlinie trifft die Diagnose FAS zu, wenn alle der folgenden Kriterien zutreffen:
Die Empfehlung, dass für die Diagnose FAS Auffälligkeiten in allen dieser vier diagnostischen Säulen auftreten sollten, ist angelehnt an die bisherigen internationalen Leitlinien zur Diagnostik des FAS. Zudem konnte in mehreren Studien gezeigt werden, dass Auffälligkeiten in nur einer diagnostischen Säule nicht ausreichend für die Diagnose FAS sind. Laut S3-Leitlinie wird jedoch empfohlen, dass, wenn ein Kind Auffälligkeiten in einer der vier diagnostischen Säulen zeigt, die drei anderen diagnostischen Säulen beurteilt oder ihre Beurteilung veranlasst wird.
Derzeit kann keine Schwellendosis für den Alkoholkonsum, ab der eine Schädigung des Kindes eintritt, definiert werden. Daher sollten Frauen während der gesamten Schwangerschaft (und Stillzeit) auf Alkohol verzichten.
Dabei ist besonders wichtig, dass alle professionellen Helfer – z. B. Pflegepersonal, Hebammen, Ärzte – hinsichtlich der klinischen Auffälligkeiten eines FAS sensibilisiert und dazu ermutigt werden sollen, ihren Verdacht auszusprechen und die notwendige Diagnostik in die Wege zu leiten.
Die Symptome des FAS können sich von Fall zu Fall deutlich unterscheiden. Tabelle 3 gibt einen Überblick über das gesamte Spektrum der Symptome bei FAS. Neben den hier aufgeführten Symptomen gibt es auch schwächere Krankheitserscheinungen, sogenannte Alkoholeffekte, mit überwiegend neurotoxischen Auswirkungen. Dazu zählen etwa Hirnfunktionsstörungen (z. B. fein- und grobmotorische Störungen), Hirnleistungsschwächen des Groß- und Kleinhirns (z. B. intellektuelle Leistungsminderung und Merkschwächen) und Verhaltensstörungen (z. B. Ungehemmtheit, unangepasstes Sozialverhalten).
Zu den Spätfolgen, die bis ins Erwachsenenalter bestehen, zählen die Mikrozephalie sowie psychische, neurologische und mentale Entwicklungsstörungen. Die Merkmale des FAS im Gesicht lassen sich dagegen mit zunehmendem Alter immer weniger gut erkennen.
Kardinalsymptome | Kraniofaziale Dysmorphie | Fakultative Syndrome |
---|---|---|
Minderwuchs und Untergewicht (vor- und nachgeburtlich) | Auge klein, schmal, zum Teil verschieden groß, nach unten gestellte Lidachsen, „Mongolenfältchen“ | Kardiovaskuläre Fehlbildungen Herzfehler Hämangiom |
Kleinköpfigkeit (Mikrozephalie) | Ohr nicht ausgeformt, oft tief angesetzt, schräg stehend, nach hinten gedreht | Urogenitale Fehlbildungen Nierenfehlbildung Hypospadie Kryptorchismus Klitorishypertrophie Steißbeingrübchen Leistenbruch |
Mentale und statomotorische Entwicklungsverzögerung Sprach- und Hörstörungen Ess- und Schluckstörungen (bei Säuglingen) Hyperaktivität/Verhaltensstörungen Muskelhypotonie, feinmotorische Dysfunktion/ Koordinationsstörungen | Nase Nasolabialfalten Stupsnase | Extremitäten- und Skelettfehlbildungen Verkürzung und Beugung des Kleinfingers Bleibende Verkrümmung des Kleinfingers Verwachsung von Elle und Speiche Unterentwicklung der Fingerendglieder Hüftluxation Kleine Zähne Trichterbrust |
Mund schmales Oberlippenrot hoher Gaumen/Gaumenspalte wenig modelliertes Philtrum |
Bei der Wirkung von Alkohol in der Schwangerschaft wirken viele Faktoren zusammen. So spielt neben den genetischen Faktoren der Mutter auch ihr Alkoholstoffwechsel eine wichtige Rolle. Zusätzlich zum Entwicklungsstadium des Embryos oder Feten ist auch die Alkoholdosis entscheidend (steigende Dosis erhöht
Toxizität).
Bei der Anamnese sind die Angaben zum Alkoholkonsum nicht immer verlässlich, sodass die tatsächlichen Konsummengen nur schwer einschätzbar sind. Außerdem können auch andere Faktoren wie Nikotin, Drogen, Mangelernährung, Sozialstatus und Medikamente den Verlauf entscheidend beeinflussen. Eine Schwellendosis ist daher bis heute nicht bekannt. Als gesichert gilt dennoch, dass ein Alkoholkonsum von 30 g Alkohol pro Tag zu einem milden FAS führt und bei einem Konsum von 60 g Alkohol pro Tag schwere Formen des FAS entstehen.
Auch in der Stillzeit sollte die Mutter keinen Alkohol trinken. Da die Alkoholkonzentration im Blut und in der Muttermilch annähernd parallel verläuft, hat regelmäßiger Alkoholkonsum auch in der Stillzeit Auswirkungen auf die mentale und motorische Entwicklung des Kindes. Bereits bei einem täglichen Konsum von 15 g Alkohol der Mutter zeigen gestillte Kinder deutliche Retardierungen in ihrer Entwicklung.
Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann beim ungeborenen Kind das fetale Alkoholsyndrom (FAS) auslösen und das Kind lebenslang schädigen. Unter den vielen möglichen Schädigungen sind vor allem Wachstumsretardierungen, Gesichtsveränderungen und Auffälligkeiten des zentralen Nervensystems zu beobachten. Da FAS nicht immer eindeutig und leicht zu erkennen ist, geht man zusätzlich zu den diagnostizierten Fällen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Bisher konnte kein toxischer Schwellenwert definiert werden, ab dem ein Kind nachweislich durch Alkohol geschädigt wird. Das hängt mit vielen verschiedenen Faktoren wie dem Alkoholstoffwechsel der Mutter, der Menge des konsumierten Alkohols sowie dem Entwicklungsstadium des Feten zusammen. Schwangere sollten
daran denken, dass Alkohol das ungeborene Kind in jedem Stadium der Entwicklung schädigen kann. Sie sollten daher in der Schwangerschaft vollständig auf Alkohol verzichten. Das gilt ebenso für die Stillzeit, da Alkohol auch in die Muttermilch übergeht.
Idealerweise werden nicht nur Schwangere, sondern alle Frauen im gebärfähigen Alter über den schädigenden Einfluss von Alkohol in der Schwangerschaft informiert. Hier können besonders Frauenärzte und Ernährungsfachkräfte zur Aufklärung beitragen.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Kein Alkohol in der Schwangerschaft. DGEinfo (09/2014) 139–142
USA:
0,2 bis 4,4 pro 1 000 Geburten Europa:
0,2 bis 8,2 pro 1 000 Geburten
Die große Bandbreite dieser Prävalenzen lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen, wie etwa die große Heterogenität in Studiendesign, Auswahl und Anzahl der Teilnehmer sowie verwendete Definitionen.
Beim Abhängigkeitssyndrom handelt es sich allgemein um eine Gruppe körperlicher, Verhaltens- und kognitiver Phänomene, bei denen der Konsum einer Substanz oder einer Substanzklasse für die betreffende Person Vorrang hat gegenüber anderen Verhaltensweisen, die von ihr früher höher bewertet wurden. Ein entscheidendes Charakteristikum ist der oft starke, gelegentlich übermächtige Wunsch, Substanzen oder Medikamente (ärztlich verordnet oder nicht), Alkohol oder Tabak zu konsumieren.