Handlungsempfehlungen - Ernährung in der Schwangerschaft
Netzwerk Gesund ins Leben veröffentlicht aktualisierte Handlungsempfehlungen zu Ernährung und Lebensstil vor und während der Schwangerschaft.
- Nach den ersten einheitlichen Handlungsempfehlungen für Schwangere im Jahr 2012 ist im September vom bundesweiten Netzwerk Gesund ins Leben eine auf Basis der derzeitigen wissenschaftlichen Datenlage aktualisierte und erweiterte Fassung der Handlungsempfehlungen veröffentlicht worden.
- Auch für die Zeit vor der Schwangerschaft und rund um die Konzeption werden nun Empfehlungen ausgesprochen.
Netzwerk Gesund ins Leben
Gesund ins Leben ist ein Netzwerk von Institutionen, Fachgesellschaften und Verbänden, die sich mit jungen Familien befassen. Das Ziel ist, Eltern einheitliche Botschaften zu Ernährung und Bewegung zu vermitteln, damit sie und ihre Kinder gesund leben und aufwachsen. Das Netzwerk Gesund ins Leben ist angesiedelt im Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und Teil des nationalen Aktionsplans „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“.
Frauen, die planen schwanger zu werden
- sollen zu einer ausgewogenen Ernährung, körperlicher Aktivität und zu einem gesunden Lebensstil ermutigt und beraten werden.
- wird nahegelegt eine bestmögliche Annäherung des Körpergewichts an ein Normalgewicht schon vor der Schwangerschaft zu erreichen.
- sollen zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung 400 µg Folsäure pro Tag oder äquivalente Dosen anderer Folate in Form eines Supplements einnehmen.
- Die Einnahme soll mindestens 4 Wochen vor der Konzeption beginnen und bis zum Ende des 1. Schwangerschaftsdrittels fortgesetzt werden.
- Frauen, die die Folsäuresupplementation weniger als 4 Wochen vor der Konzeption beginnen, sollten höher dosierte Präparate verwenden.
- sollen schon vor der Schwangerschaft zur Bedeutung von Jod beraten werden. Auf eine ausreichende Jodzufuhr ist zu achten.
- sollen sich an den allgemeinen Bewegungsempfehlungen für Erwachsene orientieren.
- sollen Alkohol meiden.
- sollten nicht rauchen.
- sollten ihre Zahngesundheit überprüfen und ggf. eine gezielte Behandlung durchführen lassen.
- sollten den Impfstatus überprüfen lassen und Impflücken sollten geschlossen werden. Ein lückenloser Schutz gegen Masern, Röteln, Varizellen (Windpocken) und Pertussis (Keuchhusten) ist in der Phase der Familienplanung von besonderer Bedeutung.
- wird nahegelegt, bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme, bereits vor der Konzeption eine ggf. erforderliche Dosisanpassung von Arzneimitteln oder eine Arzneimittelumstellung von ihrem Arzt prüfen zu lassen.
In den Handlungsempfehlungen finden alle Berufsgruppen, die Frauen mit Kinderwunsch oder werdende Eltern betreuen und informieren eine Beratungsgrundlage zu folgenden Themenbereichen:
Im Rahmen der Überarbeitung der Handlungsempfehlungen wurde auch die Textstruktur neu gegliedert. Auf die einzelnen Kernaussagen der Handlungsempfehlungen folgt nun ein Abschnitt mit Grundlagen, der die Herleitung transparent und nachvollziehbar macht. Die folgenden Hintergrundinformationen ermöglichen einen tieferen Einblick in die Studienlage und die praktische Umsetzung.
Die Kernaussagen entsprechen dem Evidenzniveau einer Expertenempfehlung unter besonderer Berücksichtigung aggregierter Evidenzquellen. Ihre Formulierungsweise ist angelehnt an die Leitlinien. Dabei weist „soll“ auf eine starke, „sollte“ auf eine mäßig starke und „kann“ auf eine offene Empfehlung hin.
Im vorliegenden Beitrag werden jeweils die Kernaussagen genannt und im Anschluss die Hintergrundinformationen komprimiert dargestellt. Der Fokus liegt hierbei auf den praxisrelevanten Aspekten.
Allgemeine Empfehlung
- Berufsgruppen, die Frauen im gebärfähigen Alter, insbesondere Frauen mit konkretem Kinderwunsch, sowie schwangere Frauen betreuen, sollen sie zu ausgewogener Ernährung, körperlicher Aktivität und zu einem gesunden Lebensstil ermutigen und beraten.
Frauen bzw. Paaren mit Kinderwunsch und werdenden Eltern ist oft nicht bewusst, in welchem Ausmaß sie durch Ihre Ernährung und Ihren Lebensstil sowohl die Gesundheit ihrer Kinder als auch ihre eigene Gesundheit langfristig beeinflussen können. Fachkräfte sollen daher Frauen und Männer, die Eltern werden könnten, über die langfristige Bedeutung eines gesunden Lebensstils aufklären und berücksichtigen, dass etwa ein Drittel aller Schwangerschaften ungeplant oder nicht zu dem jeweiligen Zeitpunkt gewollt sind.
Körpergewicht vor der Konzeption und Gewichtsentwicklung in der Schwangerschaft
- Schon vor der Schwangerschaft ist eine bestmögliche Annäherung des Körpergewichts an ein Normalgewicht wünschenswert.
- Eine angemessene Gewichtzunahme in der Schwangerschaft liegt für normalgewichtige Frauen etwa zwischen 10 und 16 kg.
- Bei Übergewicht und Adipositas ist eine geringere Gewichtszunahme in der Schwangerschaft wünschenswert.
- Bei untergewichtigen Frauen sollte auf eine ausreichende Gewichtszunahme in der Schwangerschaft geachtet werden.
Übergewicht bzw. Adipositas vor der Schwangerschaft sind u. a. mit dem Auftreten von Schwangerschaftsdiabetes, Bluthochdruck, fetaler Makrosomie und Geburtskomplikationen assoziiert. Bei Untergewicht vor der Schwangerschaft zeigt sich ein Zusammenhang zu einem steigenden Risiko für Frühgeburten, Fehlgeburten und einem niedrigen Geburtsgewicht. Aus diesen Gründen ist daher sowohl bei über- als auch untergewichtigen Frauen vor der Schwangerschaft eine Annäherung an das Normalgewicht wünschenswert.
Die aktuelle Studienlage deutet darauf hin, dass weniger die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft als vor allem das Ausgangsgewicht der Mutter einen Einfluss auf das Übergewichtsrisiko und die Gesundheit des Kindes hat.
Energie- und Nährstoffbedarf in der Schwangerschaft
- Schwangere Frauen sollten besonders auf die Qualität ihrer Ernährung achten. Im Verhältnis zum Energiebedarf steigt der Bedarf an einzelnen Vitaminen und Mineralstoffen/Spurenelementen in der Schwangerschaft deutlich stärker.
- Der Energiebedarf steigt im Verlauf der Schwangerschaft nur leicht an. Schwangere sollten erst in den letzten Monaten der Schwangerschaft ihre Energiezufuhr nur geringfügig (bis zu ca. 10 %) steigern.
Der Bedarf einer Reihe von Vitaminen und Mineralstoffen steigt in der Schwangerschaft stärker als der Energiebedarf. Durch den Verzehr von Lebensmitteln mit hoher Nährstoffdichte (Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Milchprodukte etc.) kann der Mehrbedarf der meisten Vitamine und Mineralstoffe gedeckt und eine mit dem Verzehr hochkalorischer Lebensmittel einhergehende erhöhte Energiezufuhr vermieden werden. Für Folat und Jod wird eine deutlich erhöhte Zufuhr bereits vor bzw. ab Beginn der Schwangerschaft empfohlen (s. Handlungsempfehlung zu Supplementen). Detaillierte Informationen zur empfohlenen Zulage der einzelnen Vitamine und Mineralstoffe während der Schwangerschaft enthalten die D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr.
Der Energieverbrauch in der Schwangerschaft steigt vor allem durch den Energiebedarf für die Gewebebildung und das fetale Wachstum. In den D-A-CH-Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr wird für Schwangere mit unverminderter körperlicher Aktivität ein Richtwert für die zusätzliche Energiezufuhr von 250 kcal/Tag im 2. Trimester und von 500 kcal/Tag im 3. Trimester abgeleitet. Wenn die körperliche Aktivität während der Schwangerschaft deutlich zurückgeht, kann die Energiezulage vermindert werden.
Ernährungsweise
- Die Ernährung vor und in der Schwangerschaft soll ausgewogen und abwechslungsreich sein. Sie sollte sich an den allgemeinen Empfehlungen für gesunde Erwachsene orientieren.
- In einer ausgewogenen Ernährung sollten die Lebensmittelgruppen unterschiedlich gewichtet werden:
- Reichlich sollten sowohl kalorienfreie Getränke als auch pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte) verzehrt werden.
- Mäßig sollten tierische Lebensmittel (Milch und Milchprodukte, fettarmes Fleisch und fettarme Wurstwaren, fettreiche Meeres fische und Eier) gegessen werden.
- Sparsam sollten Süßigkeiten, zuckerhaltige Getränke und Snackprodukte sowie Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren (vor allem tierische Fette) und Öle verzehrt werden. Pflanzenöle (z. B. Raps- und Olivenöl) sollten als Fettquellen bevorzugt werden.
Beobachtungsstudien zeigen bei einer Ernährung mit hoher Zufuhr an Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Nüssen, Hülsenfrüchten und Fisch ein geringeres Risiko für Gestationsdiabetes; eine Ernährung mit reichlich Fett, viel rotem Fleisch und Eiern ist mit einem höheren Risiko für Gestationsdiabetes assoziiert.
Auch in der Schwangerschaft ist der Verzehr von täglich 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst empfehlenswert.
Durch den Verzehr von 1–2 Portionen fettreichem Fisch, wie Lachs, Hering und Makrele, pro Woche kann die in der Schwangerschaft empfohlene Menge von 200 mg/ Tag der langkettigen n-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) erreicht werden.
Als Richtwert für die Wasserzufuhr durch Getränke gilt bei Schwangeren, wie auch bei Erwachsenen generell, etwa 1,5 Liter/Tag. Bei hohen Umgebungstemperaturen bzw. starkem Schwitzen ist eine größere Trinkmenge notwendig.
Umfangreiche Informationen zu einer ausgewogenen Ernährung enthalten die 10 Regeln der DGE.
Vegetarische und vegane Ernährung in der Schwangerschaft
- Eine ausgewogene vegetarische Ernährung mit Verzehr von Milch(-produkten) und Eiern (ovo-lakto-vegetarisch) kann grundsätzlich auch in der Schwangerschaft den Bedarf an den meisten Nährstoffen decken. Zur Absicherung ist eine gezielte Beratung zu empfehlen.
- Bei einer rein pflanzlichen (veganen) Ernährung soll die Versorgung mit kritischen Nährstoffen ärztlich überprüft werden und eine individuelle Ernährungsberatung erfolgen. Nicht nur Jod und Folsäure, sondern auch zusätzliche Mikronährstoffsupplemente (insbesondere Vitamin B12) sollen eingenommen werden, um einem Nährstoffmangel und daraus folgenden Schädigungen der kindlichen Entwicklung vorzubeugen.
Eine ovo-lakto-vegetarische Ernährung in der Schwangerschaft sollte ausgewogen sein und bewusst zusammengestellt werden. Zudem sollen die Frauen Folsäure und Jod supplementieren (s. a. Handlungsempfehlung zu Supplementen). Aufgrund eines erhöhten Risikos einer unzureichenden Versorgung mit Eisen sollten sie die Aufnahme aus eisenhaltigen Lebensmitteln (z. B. Hülsenfrüchte, (Vollkorn-) Getreideprodukte) durch den gleichzeitigen Verzehr Vitamin-C-reicher Lebensmittel (z. B. Zitrusfrüchte) verbessern.
Neben Eisen, das nach einem ärztlich festgestellten Eisenmangel ggf. zu supplementieren ist, gehören auch Vitamin B12, DHA und eventuell Zink zu den kritischen Nährstoffen, besonders bei den Frauen, die sich auch schon vor der Schwangerschaft über lange Zeit vegetarisch ernährt haben.
Bei einer rein pflanzlichen (veganen) Ernährung ist neben Vitamin B12 auch die Versorgung mit DHA, Zink, Protein, Eisen, Calcium und Jod kritisch.
Veganerinnen sollen bereits vor und auch während der Schwangerschaft ihre Versorgung mit den kritischen Nährstoffen ärztlich überprüfen lassen und eine qualifizierte Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Sie sollen gezielt Supplemente einnehmen oder angereicherte Lebensmittel verzehren, um eventuelle Nährstoffmängel noch vor der Konzeption zu beheben bzw. ihren Nährstoffbedarf während der Schwangerschaft zu decken.
Supplemente
Folsäure
- Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollen zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung 400 μg Folsäure pro Tag oder äquivalente Dosen anderer Folate in Form eines Supplements einnehmen.
- Die Einnahme soll mindestens 4 Wochen vor der Konzeption beginnen und bis zum Ende des 1. Schwangerschaftsdrittels fortgesetzt werden.
- Frauen, die die Folsäuresupplementation weniger als 4 Wochen vor der Konzeption beginnen, sollten höherdosierte Präparate verwenden.
Folat ist unter anderem wichtig für Zellteilung und Wachstumsprozesse. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass durch eine perikonzeptionelle Folsäuresupplementation von 400 µg/Tag das Risiko für Neuralrohrdefekte reduziert werden kann. Neben Folsäure besteht auch die Möglichkeit, äquivalente Dosen anderer Folate (Calcium L-Methylfolat oder 5-Methyltetrahydrofolsäure-Glucosamin) einzunehmen. Wenn die Supplementation erst kurz vor oder sogar nach der Konzeption beginnt, sollten 800 µg Folsäure/Tag supplementiert werden.
Jod
- Zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung sollen Schwangere täglich ein Supplement mit 100 (bis 150) μg Jod einnehmen. Bei Schilddrüsenerkrankungen soll vor der Supplementation eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen.
In der Schwangerschaft steigt der Jodbedarf aufgrund der vermehrten mütterlichen Produktion von Schilddrüsenhormonen, einer erhöhten renalen Jodausscheidung der Schwangeren und aufgrund des Bedarfs für die Entwicklung des Ungeborenen (Plazentatransfer).
Deutschland ist entsprechend der Kriterien der WHO ein Gebiet mit mildem bis moderatem Jodmangel. Generell ist die Verwendung von jodiertem Speisesalz und mit jodiertem Speisesalz hergestellten Lebensmitteln (z. B. Brot) sowie der Verzehr von Milch, Milchprodukten und Meeresfisch für die Jodzufuhr empfehlenswert.
Frauen mit Schilddrüsenerkrankungen sollen sich ärztlich beraten lassen; bei Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Jodaufnahme in Höhe des Bedarfs in aller Regel unproblematisch.
Vom Verzehr von Algen- und Algenprodukten in der Schwangerschaft wird abgeraten, da Algen stark schwankende und teilweise sehr hohe Jodgehalte aufweisen und reich an Arsen und anderen Kontaminanten sein können.
Weitere Supplemente
- Eine gezielte Eisensupplementation zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung sollte nur nach einer ärztlich diagnostizierten Unterversorgung erfolgen.
- Schwangeren ohne regelmäßigen Verzehr von fettreichem Meeresfisch wird empfohlen, DHA zu supplementieren.
Neben dem erhöhten Risiko für eine Frühgeburt und geringes Geburtsgewicht durch Eisenmangel gibt es Hinweise, dass auch eine zusätzliche Eisenzufuhr bei gut versorgten Schwangeren das Risiko für diese Komplikationen erhöhen kann. Die Datenlage zum Nutzen einer generellen Eisensupplementation für das Kind ist nicht eindeutig. Daher wird in Deutschland keine generelle prophylaktische Eisensupplementation empfohlen. Die internationale Empfehlung der WHO zu einer generellen Eisensupplementation für Schwangere wurde vor dem Hintergrund getroffen, dass in Entwicklungsländern zum Teil ein erheblicher Anteil der Schwangeren eine Eisenmangelanämie aufweist.
Docosahexaensäure (DHA) ist für die Entwicklung der Sehfunktion und des Gehirns des Fetus wichtig. Die Datenlage zum Nutzen einer DHA-Supplementation in der Schwangerschaft für die kognitive Entwicklung des Kindes ist inkonsistent; randomisierte kontrollierte Studien zeigten jedoch eine signifikante Verminderung des Risikos von frühen Frühgeburten. Schwangeren, die nicht (regelmäßig) fettreichen Meeresfisch verzehren, wird daher empfohlen, DHA zu supplementieren, um die in den D-A-CH-Referenzwerten für Schwangere empfohlene Zufuhrmenge von durchschnittlich 200 mg DHA/Tag zu erreichen.
Schutz vor Infektionen durch Lebensmittel in der Schwangerschaft
- Schwangere sollen keine rohen tierischen Lebensmittel essen. Darüber hinaus sollten sie bei der Auswahl, Lagerung und Zubereitung von Lebensmitteln die Empfehlungen zur Vermeidung von Listeriose und Toxoplasmose beachten.
- Schwangere Frauen sollen Eier nur verzehren, wenn Eigelb und Eiweiß durch Erhitzung fest sind.
Durch die Erreger von Listeriose und Toxoplasmose kann es zu schweren Erkrankungen und auch zu Früh- und Totgeburten kommen.
Um sich und das Kind zu schützen, sollen Schwangere vor allem kein rohes sowie nicht durchgegartes Fleisch bzw. Rohwurst (z. B. Salami, roher Schinken) vom Schwein, Lamm, Schaf oder Wild verzehren. Auch Räucherfisch, Weichkäse und Salate können mit Listerien kontaminiert sein.
Eier, die nicht komplett durchgegart sind, bergen das Risiko einer Salmonellose, diese kann Mutter und Kind schaden. Schwangere sollen Eier daher nur durchgegart verzehren.
Detaillierte Hinweise zur Lebensmittelauswahl, -zubereitung und -lagerung zum Schutz vor Lebensmittelinfektionen in der Schwangerschaft beinhaltet das Informationsblatt „Listeriose und Toxoplasmose. Sicher essen in der Schwangerschaft“ vom Bundeszentrum für Ernährung.
Bewegung vor und in der Schwangerschaft
- Frauen mit Kinderwunsch und schwangere Frauen sollen sich an den allgemeinen Bewegungsempfehlungen für Erwachsene orientieren.
- Frauen sollen auch in der Schwangerschaft im Alltag körperlich aktiv sein und sitzende Tätigkeiten begrenzen oder regelmäßig unterbrechen.
- Schwangere sollten an mindestens 5 Tagen pro Woche, am besten täglich, mindestens 30 Minuten moderat körperlich aktiv sein. Moderat bedeutet, dass eine Unterhaltung während des Sporttreibens noch möglich ist (Talk-Test).
- Sportlich aktive Frauen können in der Schwangerschaft auch intensiver körperlich aktiv sein.
Bewegung in einer normalen, gesunden Schwangerschaft ist wünschenswert, sicher für Mutter und Kind und mit zahlreichen positiven Effekten für die Schwangere und das Kind verbunden. Studien zeigen ein verbessertes psychosoziales Wohlbefinden und ein verringertes Risiko u. a. für Frühgeburt, Kaiserschnitt, Schwangerschaftsdiabetes und übermäßige Gewichtszunahme.
Im Rahmen von körperlicher Aktivität im Alltag können Schwangere z. B. zügig zu Fuß gehen oder Treppen steigen. Als Orientierung für eine angemessene Alltagsaktivität kann eine Menge von 10 000 Schritten am Tag dienen.
Zusätzlich sollten Schwangere sportlichen Aktivitäten nachgehen, bei denen große Muskelgruppen beansprucht werden, wie z. B. (Nordic) Walking, Schwimmen/Aquafitness oder Schwangerschaftsyoga.
Alkohol
- Frauen, die eine Schwangerschaft planen, und Schwangere sollen Alkohol meiden.
In Folge von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft kann es u. a. zu Fehlbildungen, Wachstumshemmung, zu Schädigung von Gewebe und Nervenzellen sowie zu irreversibler Intelligenzminderung des Kindes kommen. Das fetale Alkoholsyndrom ist die häufigste vermeidbare Behinderung bei Neugeborenen.
Eine für den Fetus sichere, risikolose Alkoholmenge oder ein Zeitfenster in der Schwangerschaft, in dem Alkoholkonsum kein Risiko birgt, kann nicht definiert werden. Daher wird empfohlen, sowohl in der Schwangerschaft, als auch bereits wenn eine Schwangerschaft geplant wird, auf Alkohol zu verzichten.
Rauchen
- Frauen/Paare, die eine Schwangerschaft planen, sollten nicht rauchen.
- Schwangere sollen nicht rauchen und sich nicht in Räumen aufhalten, in denen geraucht wird oder wurde.
Rauchen hat einen negativen Einfluss auf die Fertilität. Rauchen während der Schwangerschaft kann u. a. das Risiko für Früh- und Fehlgeburten, Fehlbildungen, geringes Geburtsgewicht, aber auch das Risiko für späteres Übergewicht sowie Allergien beim Kind erhöhen.
Auch für E-Zigaretten werden gesundheitliche Bedenken diskutiert. Daher wird Schwangeren auch das Meiden von E-Zigaretten empfohlen.
Frauen/Paare mit Kinderwunsch sowie schwangere Frauen bzw. werdende Eltern sollten zu Entwöhnungsmaßnahmen motiviert werden. Zur Unterstützung des Rauchausstiegs stehen unter www.rauchfrei-info.de u. a. Materialien speziell auch für die Schwangerschaft zur Verfügung.
Koffeinhaltige Getränke in der Schwangerschaft
- Schwangere sollten koffeinhaltige Getränke nur in moderaten Mengen trinken.
In Studien wurde eine dosisabhängige Assoziation zwischen der Koffeinzufuhr in der Schwangerschaft und dem Risiko für fetale Wachstumsverzögerungen und negative Effekte auf das Geburtsgewicht beobachtet. Eine Meta-Analyse von Fall-Kontroll- und Beobachtungsstudien zeigt ein signifikant erhöhtes Risiko für einen Spontanabort ab 300 mg Koffein/Tag.
Laut der EFSA kann in der Schwangerschaft mit 200 mg/Tag von einer sicheren Koffeindosis ausgegangen werden (s. Tabelle 1).
Tabelle 1 | Durchschnittlicher Koffeingehalt ausgewählter Getränke (aus Koletzko et al. 2018)
Getränk | Durchschnittlicher Koffeingehalt |
Filterkaffee (200 ml) | ca. 90 mg |
Espresso (60 ml) | ca. 80 mg |
Tee, schwarz (200 ml) | ca. 45 mg |
Tee, grün (200 ml) | ca. 30 mg |
Cola-Getränk (250 ml) | ca. 25 mg |
Energydrink (250 ml) | ca. 80 mg |
Kakao-Getränk (200 ml) | 8 – 35 mg |
Aufgrund des erhöhten Koffeingehalts und weiterer Inhaltstoffe deren Wechselwirkungen nicht vollständig geklärt sind (z. B. Taurin, Inosit) sollten Schwangere auf Energydrinks verzichten.
Arzneimittel in der Schwangerschaft
- Schwangere sollen Arzneimittel nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen oder absetzen.
Arzneimittel können sich auf das Kind auswirken. Für die überwiegende Zahl der Arzneimittel liegen allerdings keine hinreichenden Untersuchungen hinsichtlich der Risiken in der Schwangerschaft vor.
Es ist daher wichtig, sowohl bei einer akut erforderlichen Einnahme von Medikamenten als auch bei chronischen Erkrankungen, den Nutzen für die Mutter gegenüber dem Risiko für das Kind abzuwägen. Hier sollen Schwangere sich ärztlich beraten lassen; im Rahmen einer ärztlichen Beratung können dann z. B. auch substanzspezifische Empfehlungen ausgesprochen werden.
Frauen mit Kinderwunsch, die regelmäßig Medikamente einnehmen, wird empfohlen, bereits vor der Konzeption gemeinsam mit ihrem Arzt eine ggf. erforderliche Dosisanpassung oder Arzneimittelumstellung zu prüfen.
Auf der Internetseite des Pharmakovigilanz - und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, www.embryotox.de, stehen Hinweise zur Sicherheit von Arzneimitteln in der Schwangerschaft und der Stillzeit zur Verfügung.
Vorbereitung auf das Stillen
- Werdende Eltern sollen über das Stillen informiert und beraten werden, denn Stillen ist das Beste für Mutter und Kind.
Muttermilch ist optimal auf die Bedürfnisse des Säuglings abgestimmt. Stillen fördert nicht nur eine enge Mutter-Kind-Bindung. Säuglinge, die 4 – 6 Monate gestillt wurden, haben ein deutlich geringeres Infektionsrisiko, z. B. für Atemwegskrankheiten, Magen-Darm-Infektionen sowie für Diabetes mellitus Typ 2 oder Übergewicht. Bei der Mutter kann Stillen die Gewichtsabnahme fördern und das Risiko für Brust- und Eierstockkrebs senken.
Frauen und ihre Partner sollen bereits in der Schwangerschaft zum Stillen beraten werden, da sowohl die Stillabsicht der Mutter, frühes Anlegen als auch eine positive Haltung des Partners zu erfolgreichem und längerem Stillen beitragen.
Eine Cochrane-Übersichtsarbeit zeigt, dass alle Formen der zusätzlichen Unterstützung einen positiven Effekt auf die Erhöhung der Stilldauer und die Dauer des ausschließlichen Stillens haben.
Ernährung in der Schwangerschaft zur Allergieprävention beim Kind
- Schwangere sollen zur Allergieprävention beim Kind keine Lebensmittel aus ihrer Ernährung ausschließen. Das Meiden bestimmter Lebensmittel in der Schwangerschaft hat keinen Nutzen für eine Allergieprävention beim Kind.
- Schwangeren wird regelmäßiger Verzehr von fettreichem Fisch auch unter dem Gesichtspunkt der Allergieprävention empfohlen.
Untersuchungen haben gezeigt, dass eine allergenarme Kost der Mutter in der Schwangerschaft nicht zu einer Verminderung des Allergierisikos beim Kind führt. Selbstverständlich sollten Frauen während der Schwangerschaft weiterhin Lebensmittel meiden, auf die sie selber allergisch reagieren. Zu beachten ist, dass diätetische Einschränkungen immer das Risiko einer unzureichenden Nährstoffzufuhr bergen.
Der Zufuhr von n-3-Fettsäuren aus Meeresfisch in Schwangerschaft und/oder Stillzeit werden auf Basis von Studienergebnissen protektive Effekte auf die Entwicklung atopischer Erkrankungen beim Kind zugeschrieben. Eine Supplementation von > 2 g/Tag n-3-Fettsäuren während der Schwangerschaft zeigte in einer kontrollierten Studie ein halbiertes Asthmarisiko beim Kind.
Mund- und Zahngesundheit
- Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten ihre Zahngesundheit überprüfen und ggf. eine gezielte Behandlung durchführen lassen.
Bei einer unbehandelten mütterlichen Parodontitis besteht ein erhöhtes Risiko von Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht. Kariesassoziierte Bakterien werden von Müttern mit unbehandeltem Karies an ihre Kinder weitergegeben, dadurch erhöht sich das Kariesrisiko für das Kind.
Bei Erkrankungen an Zähnen und Zahnfleisch sollte der Zahnarzt daher möglichst schon vor der Schwangerschaft konsultiert werden.
Frauen, die schwanger werden wollen oder schwanger sind, wird empfohlen, die allgemeingültigen Empfehlungen zur Zahn- und Mundhygiene zu beachten:
- 2-mal täglich die Zähne mit fluoridhaltiger Zahnpasta putzen,
- die Zahnzwischenräume mittels Zahnseide oder Interdentalbürsten einmal täglich sorgfältig reinigen,
- die Zähne in individuell festgelegten Intervallen professionell beim Zahnarzt reinigen lassen.
Impfen
- Bei Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten der Impfstatus überprüft und Impflücken geschlossen werden.
Praktisch alle Virusinfektionen in der Schwangerschaft sind mit einem erhöhten Risiko für Aborte, Fehlbildungen, Frühgeburten und Schwangerschaftskomplikationen verbunden. Sie bilden ein Risiko für die Gesundheit der Frau, das ungeborene Kind und können für das Neugeborene lebensbedrohlich sein.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut (STIKO) gibt Empfehlungen für Frauen im gebärfähigen Alter mit Kinderwunsch, für Frauen in der Schwangerschaft sowie weitere Kontaktpersonen im Umfeld des Säuglings heraus (s. a. www.rki.de > Infektionsschutz > Impfen > Impfthemen A – Z > Kann in der Schwangerschaft und Stillzeit geimpft werden?).
Birte Peterson-Sperlich, Dipl.-Oectroph. (FH)
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert. DGEinfo (12/2018) 183-189