Neue Referenzwerte für Jod und Vitamin E erschienen

Empfohlene Zufuhr für Jod
Die überarbeiteten Referenzwerte für Jod basieren, wie bei einer empfohlenen Zufuhr üblich, auf dem durchschnittlichen Bedarf. Dieser wurde für Jod anhand von Bilanz- und Radiojodstudien ermittelt. Dadurch ergibt sich für Erwachsene ein Referenzwert von 150 µg/Tag. Der neue Referenzwert liegt zwar unter den bisher geltenden Werten von 200 µg/Tag für Erwachsene unter 51 Jahren und 180 µg/Tag für Erwachsene ab 51 Jahren, allerdings hat sich die Vorgehensweise der Ableitung nicht wesentlich geändert. Bei der vorherigen Ableitung des Referenzwerts im Jahr 2000 wurde ein Zuschlag berücksichtigt, um die unzureichende Jodversorgung der Bevölkerung in Deutschland und Österreich zu verbessern. Dies entspricht nicht mehr der wissenschaftlichen Vorgehensweise für die Ableitung von Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr. Referenzwerte sind nicht für Personen mit einem Nährstoffmangel geeignet. In dem Fall ist die Zufuhrmenge des Nährstoffs individuell anzupassen.
Für Schwangere beträgt der Referenzwert für Jod 220 µg/Tag und für Stillende 230 µg/Tag. Für Säuglinge bis unter vier Monate hat sich die Empfehlung mit 80 µg/Tag verdoppelt. Sie basiert nicht mehr nur auf dem Gehalt von Jod in der Frauenmilch, sondern wird zudem anhand neuerer Daten aus Bilanzstudien abgeleitet. Daher kann auch für Säuglinge statt des vorherigen Schätzwertes eine Zufuhrmenge empfohlen werden.
Schätzwert für eine angemessene Zufuhr an Vitamin E
Die Schätzwerte für eine angemessene Vitamin-E-Zufuhr werden mit der Aktualisierung nur noch in α-Tocopherol und Derivaten angegeben, da lediglich für diese die Vitaminfunktion für Menschen bestätigt ist. In Europa wird über die Ernährung hauptsächlich α-Tocopherol zugeführt und daneben auch andere biologisch wirksame Tocopherol- und Tocotrienol-Formen, insbesondere γ-Tocopherol.
Die Referenzwerte für Vitamin E liegen für Kinder und Jugendliche, Erwachsene sowie Schwangere mit 8 mg/Tag unter den bisherigen Werten von 11–15 mg-Äquivalent/Tag. Sie leiten sich vom Ausgleich der täglichen Verluste sowie der Bioverfügbarkeit ab und nicht mehr von der Vitamin-E-Menge, die für den Schutz der Doppelbindung der ungesättigten Fettsäuren aus der Nahrung und im Körper benötigt wird. Anhand der Datenlage lässt sich jedoch kein durchschnittlicher Bedarf ableiten. Daher werden die Referenzwerte für Vitamin E weiterhin als Schätzwerte für eine angemessene Zufuhr angegeben. Auch für Stillende fällt der Referenzwert niedriger aus: 13 mg/Tag anstelle von 17 mg/Tag. Leicht gestiegen sind hingegen die Referenzwerte für Säuglinge unter vier Monate – von 3 auf 3,5 mg/Tag – ebenso wie für Säuglinge unter 12 Monate von 4 mg/Tag auf 5 mg/Tag aufgrund neuerer Daten zum Vitamin-E-Gehalt in Frauenmilch.
Die aktuellen Referenzwerttabellen zu den Nährstoffen Jod und Vitamin E und die dazugehörigen, praxisbezogenen FAQ sind im Internet kostenfrei zugänglich.
3. Auflage der Referenzwerte – Was ist neu?
Mit der neuen Auflage der Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr haben DGE und ÖGE die Referenzwerte für Jod und Vitamin E überarbeitet. In allen Kapiteln wurden zudem die Daten zur Nähstoffversorgung der Bevölkerung aktualisiert und tabellarisch dargestellt. Auch die Nährstoffgehalte in Lebensmitteln sorgen in Tabellenform für einen schnelleren Überblick. Darüber hinaus wurden die Höchstmengenvorschläge für Nährstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) in der Neuauflage ergänzt und Angaben aus Gesetztestexten, Leitlinien und tolerierbare Gesamtzufuhrmengen aktualisiert.
Die 3. Auflage des DGE-Ringordners „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ mit den aktuellen Referenzwerten für Jod und Vitamin E ist zum Preis von 69 EUR zzgl. Versandkosten im DGEMedienService erhältlich. Studierende und Diätschüler*innen erhalten mit Nachweis einen Rabatt von 30 %. Die nächsten Überarbeitungen werden wieder in Form von Ergänzungslieferungen veröffentlicht.
Hintergrundinformation
Die DGE/ÖGE-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr sind die Basis für die praktische Umsetzung einer gesundheitsfördernden Ernährung, indem sie Mengen für die tägliche Zufuhr von Energie und Nährstoffen benennen. Mit einer Zufuhr in Höhe der Referenzwerte werden lebenswichtige physische und psychische Funktionen sichergestellt, Mangelkrankheiten ebenso wie eine Überversorgung verhindert, Körperreserven geschaffen und – wo möglich – wird ein Beitrag zur Prävention chronischer ernährungsmitbedingter Krankheiten geleistet. Ihre Umsetzung trägt dazu bei, Wachstum, Entwicklung und Leistungsfähigkeit sowie die Gesundheit des Menschen ein Leben lang zu fördern bzw. zu erhalten. Somit sind die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr eine unverzichtbare Grundlage für die Ernährungs- und Gesundheitsberatung: Sie finden unter anderem Einsatz bei der Planung einer ausgewogenen Ernährung und bei der Beurteilung der Nährstoffzufuhr.