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Presseinformation

Methodik zur neuen Kohlenhydrat-Leitlinie der DGE im European Journal of Nutrition erschienen

Die Methodik zur Erstellung der neuen evidenzbasierten Kohlenhydrat-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) wurde kürzlich im European Journal of Nutrition, Volume 64, 2025 veröffentlicht.

Eine Leitlinienkommission aus Mitgliedern des Wissenschaftlichen Präsidiums der DGE, weiteren ausgewählten Expert*innen und Mitarbeiter*innen des Referats Wissenschaft der DGE hat einen methodischen Ansatz entwickelt, um eine neue evidenzbasierte Kohlenhydrat-Leitlinie zu erarbeiten. Der Beitrag "Dietary carbohydrate intake and health-related outcomes: a protocol for the evidence evaluation methodology for the new guideline on dietary carbohydrate intake of the German Nutrition Society“ beschreibt die Vorgehensweise. Er wurde unter Federführung von PD Dr. Sabrina Schlesinger vom Deutsches Diabetes-Zentrum (DDZ) und Prof. Dr. Lukas Schwingshackl vom Universitätsklinikum Freiburg erarbeitet.

Was untersucht die Kohlenhydrat-Leitlinie?

Die Kohlenhydrat-Leitlinie geht der Frage nach, in welcher Beziehung die Quantität und Qualität von Kohlenhydraten in der Ernährung zu gesundheitsbezogenen Endpunkten steht. Zu den relevanten Aspekten der Kohlenhydratzufuhr gehören Gesamtkohlenhydrate, Zucker, Stärke, glykämischer Index, Insulinindex, glykämische Last, Insulinlast, Ballaststoffe und Vollkornprodukte. Untersucht werden die gesundheitsbezogenen Endpunkte körpergewichtsbezogene Endpunkte, Typ-2-Diabetes, Dyslipidämie, erhöhter Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs sowie Zahnkaries und Parodontalerkrankungen. Die DGE wird zu den genannten Endpunkten sukzessive einzelne Manuskripte veröffentlichen und sie abschließend in einer Gesamtempfehlung unter Berücksichtigung weiterer Kriterien zusammenfassen.

Methodik für die neue Kohlenhydrat-Leitlinie

Analog zu den bisherigen Leitlinien der DGE zu Protein und Fett bildet ein Mehrstufenschema die Basis für das methodische Vorgehen. Für die Erstellung der Kohlenhydrat-Leitlinie erfolgen systematische Literaturrecherchen nach systematischen Übersichtsarbeiten mit Metaanalysen von randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) und prospektiven Beobachtungsstudien nach vorab festgelegten Ein- und Ausschlusskriterien. Die Literaturrecherche wird in den Datenbanken MEDLINE und Epistemonikos durchgeführt und berücksichtigt Studien, die seit 2015 veröffentlicht wurden.

Die methodische Qualität der Übersichtsarbeiten beurteilt die Leitlinienkommission mittels des Bewertungsinstruments “A MeaSurement Tool to Assess Systematic Reviews“ (AMSTAR 2), die Qualität der Evidenz der Endpunkt-spezifischen Ergebnisse anhand der GRADE-Kriterien (Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation). Für die neue Kohlenhydrat-Leitlinie werden die Ergebnisse zusammengefasst und die Gesamtempfehlungen mittels eines sogenannten Evidence-to-Decision (EtD) Framework mit Kriterien, wie Vertrauenswürdigkeit der Evidenz, Priorisierung der Endpunkte und ökologische Nachhaltigkeit, erarbeitet. Nach einer öffentlichen Konsultation der ersten Version für zwei Monate erfolgt die Veröffentlichung der finalen Fassung.

Die neue evidenzbasierte Leitlinie „Kohlenhydratzufuhr und gesundheitsbezogene Endpunkte“ wird die Kohlenhydrat-Leitlinie aus dem Jahr 2011 ersetzen. Die jetzige Methodik mit ihrer transparenten Vorgehensweise entspricht dem aktuellen internationalen Standard wissenschaftlichen Arbeitens.


Hintergrund

Die von der DGE herausgegebenen evidenzbasierten Leitlinien geben den Stand des Wissens wieder, ob und in welcher Weise ein Ernährungsfaktor Krankheitsrisiken beeinflussen kann. Das wissenschaftliche Konzept der DGE-Leitlinien orientiert sich an dem der evidenzbasierten Medizin (EbM), das auf die Prävention durch Ernährung übertragen wurde. Das definierte Vorgehen basiert auf einer systematischen Auswertung der wissenschaftlichen Literatur und einer kritischen Beurteilung der Ergebnisse nach vorab festgelegten Kriterien durch die Leitlinienkommissionen der DGE. Mit der Veröffentlichung ihrer Leitlinien liefert die DGE Ernährungs- und Gesundheitsexperten sowie der Politik eine Entscheidungshilfe auf der Basis einer international anerkannten methodischen Vorgehensweise. Bisher erschienen sind die evidenzbasierte Leitlinie zur Kohlenhydratzufuhr (2011), die evidenzbasierte Leitlinie zur Fettzufuhr (2015) sowie die Umbrella Reviews zu den Endpunkten Knochengesundheit, Nierengesundheit, Typ-2-Diabetes, Körpergewicht, Blutdruck und Krebs der Protein-Leitlinie (2023–2025).