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Presseinformation

DGE-Jubiläumskongress

Der 60. Wissenschaftliche Kongress der DGE mit dem Titel „Pflanzenbasierte Ernährung im Fokus – vielseitig und zukunftsfähig“ stand im Zeichen eines Themas, das zunehmend gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfährt. In Kooperation mit dem Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) der Universität Bonn fand die Veranstaltung vom 15.-17. März 2023 für mehr als 650 Wissenschaftler*innen und Ernährungsfachkräfte erstmals wieder in Präsenz statt.

Wissenschaftliches Update zu pflanzenbasierter Ernährung

viele Menschen im Hörsaal

Der 60. Wissenschaftliche Kongress der DGE mit dem Titel „Pflanzenbasierte Ernährung im Fokus – vielseitig und zukunftsfähig“ stand im Zeichen eines Themas, das zunehmend gesellschaftliche Aufmerksamkeit erfährt. In Kooperation mit dem Institut für Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften (IEL) der Universität Bonn fand die Veranstaltung vom 15.-17. März 2023 für mehr als 650 Wissenschaftler*innen und Ernährungsfachkräfte erstmals wieder in Präsenz statt. Drei Plenarvorträge sowie 190 Fachvorträge und Poster informierten über den aktuellen Forschungsstand zu pflanzenbasierter Ernährung hinsichtlich Gesundheit, Nachhaltigkeit und lebensmitteltechnologischen Herausforderungen. Zwei gut besuchte Abendveranstaltungen boten zudem Raum für Austausch und Netzwerkbildung.

DGE-Präsident Prof. Dr. Bernhard Watzl eröffnete den Kongress mit der Frage, wie der Transformationsprozess des Ernährungssystems gelingen könne. Die wissenschaftliche Leitung übernahmen in diesem Jahr Prof. Dr. Ute Nöthlings und Prof. Dr. Ute Weisz, beide IEL. Nöthlings bekräftigte in ihrer Ansprache, dass es nur durch gemeinsame interdisziplinäre Anstrengungen möglich sei, die anspruchsvolle Aufgabe des Ernährungswandels zu bewältigen. Die Teilnehmer*innen wurden außerdem von Eva Bell, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, und Prof. Dr. Andreas Zimmer, Prorektor für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der Universität Bonn, begrüßt. Beide hoben die Brisanz des Themas für Forschung, Gesellschaft und Politik hervor.

Plenarvorträge aus Ernährungs- und Lebensmittelwissenschaften

Prof. Dr. Matin Qaim vom Zentrum für Entwicklungsforschung in Bonn startete das vielfältige Programm aus Sicht der Agrar- und Ernährungsökonomie. In seinem Plenarvortrag „Tierische Lebensmittel und Nachhaltigkeit: Sollten wir alle Veganer werden?“ warb er dafür, die Debatte differenziert zu betrachten. Tierische Produkte seien im Globalen Süden unverzichtbare Nährstofflieferanten und reduzierten zudem Armut. Er unterstrich gleichzeitig, dass der derzeitige weltweite hohe Konsum von Fleisch und tierischen Produkten nicht mit dem Ziel global nachhaltiger Entwicklung vereinbar sei. Insbesondere der Globale Norden müsse seinen Fleischkonsum reduzieren. Hier sei das Konsumniveau sehr hoch und geeignete pflanzliche Alternativen stünden das ganze Jahr über zur Verfügung.

Der zweite Plenarvortrag „Pflanzenbasierte Ernährung – welche Herausforderungen ergeben sich für pflanzliche Proteine?“ repräsentierte die Lebensmittelwissenschaften. Prof. Dr. Ute Weisz erläuterte verfahrenstechnische Herausforderungen bei der Herstellung von Alternativprodukten. Als Beispiele für neue pflanzliche Proteinquellen stellte sie die Lupine sowie die Macauba-Palme in den Fokus. Weisz lud außerdem zum „Minisymposium BMBF-Innovationsraum NewFoodSystems“ ein: Hier arbeiten Forschung und Wirtschaft gemeinsam an neuen Ansätzen für nachhaltigere Lebensmittelsysteme und Ernährungsweisen, u. a. an einer Proteindatenbank. Interessierte konnten Alternativprodukte wie Lupinen- bzw. Sojajoghurt sowie Sojafrikadellen und Weizensalami verkosten.

Die Epidemiologin Dr. Keren Papier, Universität Oxford, stellte im dritten Plenarvortrag „Plant-based diets and long-term health: Findings from the EPIC-Oxford study“ ausgewählte Ergebnisse der britischen prospektiven Kohortenstudie vor. Demnach wiesen Vegetarier*innen und Veganer*innen ein anderes Ernährungs- und Nährstoffzufuhrmuster auf als diejenigen, die Fleisch verzehrten. Sie hatten im direkten Vergleich u. a. einen niedrigeren BMI, ein relativ geringeres Risiko für z. B. koronare Herzkrankheiten, aber auch ein relativ höheres Risiko für z. B. Knochenbrüche.

78 Fachvorträge, 110 Poster und 12 Minisymposien

Der Fachkongress bot durch die verschiedenen Formate ein umfassendes wissenschaftliches Update zur pflanzenbasierten Ernährung. Die DGE-Fachgruppen Epidemiologie, Lebensmittelwissenschaften und Public Health Nutrition befassten sich z. B. in zwei Minisymposien in verschiedenen Vorträgen mit dem Thema „Verschiedene Perspektiven auf stark verarbeitete Lebensmittel: Convenience versus Gesundheit?“. In mehreren Sessions wurden zudem in Vorträgen und Posterpräsentationen wissenschaftliche Daten z. B. zu vegetarischer und veganer Ernährung, zur Verwendung von pflanzlichen Alternativprodukten sowie zur Gemeinschaftsverpflegung vorgestellt.

Abschlussplädoyers

Zum Abschluss der 2,5 Tage diskutierten Vertreter*innen der DGE, des Wissenschaftsrates und der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die Situation, Perspektiven und Zukunftsthemen der Ernährungsforschung. Als gemeinsames Anliegen formulierten sie den Abbau von Disziplingrenzen und die Stärkung der Verbundforschung.

In ihrem positiven Resümee betonte Prof. Dr. Ute Weisz, dass pflanzenbasierte Ernährung viele Vorteile bietet, Risiken jedoch nicht ignoriert werden dürfen. Sie schloss mit einem nachdrücklichen Apell, dass die angestrebte Transformation nur durch gemeinsame Anstrengungen und Wertschätzung der einzelnen Disziplinen erfolgreich umgesetzt werden könne.