Mangelernährung
- Mangelernährung kann patient*innenbedingt, strukturbedingt und organisatorisch entstehen.
- Leitsymptom ist ein ungewollter Gewichtsverlust, der eine ungünstige klinische Prognose zur Folge haben kann. Die Lebensqualität der Betroffenen ist erheblich beeinträchtigt.
- Die Diagnose eines mangelernährungsbedingten Risikos oder eine vorliegende Mangelernährung erfolgt mit verschiedenen Screeningtools.
- Mangelernährung sollte von einem multiprofessionellen Team nach einem Stufenplan therapiert werden.
Malnutrition Awareness Week: Gemeinsame Aktionswoche gegen Mangelernährung
Die „Malnutrition Awareness Week“ (MAW) ist eine europaweite Aktionswoche, die sich der krankheitsbedingten Mangelernährung und ihren negativen Folgen widmet. Ziel ist es, Betroffenen, Angehörigen sowie Expert*innen aus Medizin, Pflege, Politik und Gesellschaft für die Risiken und Auswirkungen eines schlechten Ernährungszustandes zu sensibilisieren. In Deutschland findet die MAW vom 10. bis 14. November 2025 statt. In dem Zeitraum machen unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) zehn nationale Fachgesellschaften und Verbände mit bundesweiten Veranstaltungen wie Fachwebinare, Diskussionsrunden und Screening-Aktionen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen auf die Problematik der Mangelernährung aufmerksam.
Warum eine gemeinsame Aktionswoche?
Viele Patient*innen sind bereits bei ihrer Aufnahme in die Klinik von einer krankheitsbedingten Mangelernährung betroffen. Oftmals verschlechtert sich der Ernährungszustand während des Aufenthalts sogar noch weiter. Dies hat häufig negative Folgen für den Verlauf der Erkrankung und kann den Heilungsprozess stark beeinträchtigen. Das Risiko für eine krankheitsbedingte Mangelernährung in Kliniken sollte daher frühzeitig von Pflege und medizinischem Personal erkannt und mit einer strukturierten Ernährungstherapie behandelt werden.
Eine krankheitsbedinge Mangelernährung kann rechtzeitig diagnostiziert und behandelt werden. Je nach Ursache sind verschiedene Formen des Ernährungssupports für die Therapie wichtig. Dafür braucht es entsprechende Versorgungstrukturen und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit des Personals in Pflege, Ernährungsberatung, Küche und Medizin.
Warum ist die DGE bei der MAW dabei?
Die DGE setzt sich auf verschiedenen Ebenen gegen Mangelernährung ein. Zum einen durch transparente, neutrale und unabhängige Datenauswertungen auf wissenschaftlicher Basis und entsprechende Kommunikation über ihre reichweitenstarken Medien, Veranstaltungen und Wissenschaftskanäle. Zum anderen engagiert sich die DGE satzungsgemäß für die Qualitätssicherung in der Gemeinschaftsverpflegung und in der Ernährungsberatung und -aufklärung, entwickelt u. a. DGE-Qualitätsstandards für Kliniken und ist an der Erarbeitung des LEKuP (Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis) beteiligt. (Angehende) Ernährungsfachkräfte erhalten von der DGE fundierte Informationen zu Ernährung in Prävention und Therapie für die Beratung. Patient*innen finden zertifizierte Ernährungsfachkräfte auf der DGE-Website. Ziel der DGE ist es, die Bevölkerung in Deutschland dabei zu unterstützen, Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen.
Die wichtigsten Fragen zu Mangelernährung
Wie entsteht Mangelernährung?
Mangelernährung entsteht meist aufgrund unterschiedlicher Faktoren. Patient*innenbedingte Faktoren liegen vor, wenn der Nährstoffbedarf nicht gedeckt wird oder die Verstoffwechselung von Nährstoffen gestört ist. Organisatorische und strukturbedingte Faktoren sind in den Abläufen oder in der Speiseversorgung begründet. Das kann beispielweise ein fehlendes Ernährungsscreening oder eine mangelnde Bereitstellung energie- und proteinreicher Speisen sein.
Wie zeigt sich Mangelernährung?
Symptome zeigen sich zeitverzögert, da ein Mangel zunächst mithilfe der körpereigenen Speicher für Protein, Vitamine bzw. Mineralstoffe kompensiert wird. Sind die Körper- und Gewebereserven erschöpft, kommt es zunächst zu Störungen in Funktion und Mikrostruktur von Geweben, später zu sichtbaren strukturellen Veränderungen. Erst bei einem ausgeprägten Mangel treten nährstoffspezifische klinische Symptome auf. In frühen Stadien zeigt sich Mangelernährung häufig unspezifisch durch Blässe, Schwäche oder Leistungsminderung. Die Lebensqualität von Patient*innen ist durchaus erheblich beeinträchtigt.
Das Leitsymptom einer Mangelernährung ist ein ungewollter Gewichtsverlust, der auf eine negative Energiebilanz hinweist. Fett- und/oder Muskelmasse werden abgebaut. Ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent des Körpergewichts ist mit einer ungünstigen klinischen Prognose assoziiert.
Wie kann Mangelernährung diagnostiziert werden?
Die Erfassung des Ernährungszustandes durch ein Ernährungsscreening sollte Bestandteil jeder medizinischen Untersuchung sein. Unter Screening versteht man eine Reihenuntersuchung, die mittels schneller und einfacher Methodik bei allen Personen zum Zeitpunkt des Praxisbesuches oder der Aufnahme in ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung durchgeführt wird. Sie kann in regelmäßigen Zeitabständen wiederholt werden.
Es existiert kein Goldstandard, der alle Aspekte der Mangelernährung gleichermaßen erfasst. Deshalb werden unterschiedliche Screeningtools eingesetzt, um ein mangelernährungsbedingtes Risiko oder eine bereits vorliegende Mangelernährung rechtzeitig zu erkennen und diese Patient*innen einer adäquaten Ernährungstherapie zuzuführen.
Wie viele Menschen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen von Mangelernährung betroffen sind, zeigen die Daten des Projekts nutritionDay. Krankenhäuser und Pflegeheime nehmen dazu an einer Erhebung teil, die die Ernährungsversorgung der Einrichtung erfasst. Ziel ist es, die Ernährungssituation von Patient*innen und Bewohner*innen zu analysieren und zu verbessern.
 Die Zahlen aus den Jahren 2019 bis 2022 fasst Kapitel 12 des 15. DGE-Ernährungsberichts aus dem Jahr 2024 zusammen.
Speisenversorgung ist ein Faktor bei der Entstehung und Therapie von Mangelernährung.
© Alexander Raths ꟾ stock.adobe.com
Wie wird Mangelernährung therapiert?
Idealerweise wird Mangelernährung in einem multiprofessionellen Team behandelt, nachdem ärztlicherseits die Indikation für eine Ernährungstherapie gestellt wurde. Ziel ist es, anhand eines Stufenplans die bestehenden Energie-, Nährstoff- und Flüssigkeitsdefizite auszugleichen bzw. durch eine über dem üblichen Bedarf liegende Energie- und Proteinzufuhr Körpersubstanz aufzubauen.
An erster Stelle steht die orale Ernährung, die bei Bedarf mit Energie und Protein angereichert werden kann. Ist dies nicht ausreichend, kann auf Trinknahrung – auch zusätzlich – und enterale Ernährung zurückgegriffen werden. Ist der Gastrointestinaltrakt nicht funktionsfähig, besteht als letzte Stufe die Möglichkeit zur parenteralen Ernährung. Die Durchführung der oralen Ernährung ist im „Leitfaden Ernährungstherapie in Klinik und Praxis“ (LEKuP) detailliert für die unterschiedlichen Krankheitsbilder inklusive dem Vorgehen bei Mangelernährung beschrieben.
Mangelernährung: Mehr wissen – besser verstehen
Die Broschüre „Mangelernährung im Alter“ informiert Fachkräfte und Betreuer*innen über Ursachen, Formen und individuell angepasste Maßnahmen – von oraler bis zur enteralen und parenteralen Ernährung. Sie bietet zudem Tipps zur Gestaltung eines unterstützenden Essumfelds sowie zur Zubereitung energie- und nährstoffreicher Speisen und Getränke.
„Station Ernährung“ und „Fit im Alter“ sind Bestandteil des Projektes „IN FORM in der Gemeinschaftsverpflegung – für Patient*innen, Senior*innen und Erwachsene mit Behinderung“. Sie bieten jeweils spezifische Informationen zu beispielsweise ausgewogener Ernährung und ihrer Umsetzung, Ausgabesystemen und Kommunikation an. Praxisbeispiele und Rezeptdatenbanken unterstützen bei der Umsetzung. Die Internetportale richten sich vor allem an Verantwortliche für die Verpflegung in Kliniken, Pflege- und Senioreneinrichtungen oder Anbietende von „Essen auf Rädern", aber auch an Patient*innen, Angehörige und ältere Menschen.
Filme von "Fit im Alter" zeigen beispielsweise, wie sich Gerichte anreichern lassen und wie Sie pürierte Kost genussvoll anbieten können.
Weitere Informationen
- Ausführliche Informationen im IN FORM-Beitrag „Was versteht man unter Mangelernährung?“
- Beitrag von Fit im Alter: Was das Küchenteam zur Prävention oder Therapie einer Mangelernährung leisten kann
- Glossar zu Mangelernährung von IN FORM
- Unterstützung vor Ort durch die DGE-Vernetzungsstellen in Hessen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen in Kooperation mit der Verbraucherzentrale Thüringen e. V.
- Datenbank mit Ernährungsberater*innen/DGE
- DGE-Beratungsstandards Kapitel 4.4.3 und 4.4.4.
- Bestellformular für das Medienpaket der DGEM zur Malnutrition Awareness Week (MAW)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V.
- nutritionDay
 
                                    