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Presseinformation

Welchen Einfluss haben Proteinmenge und -art auf die Knochengesundheit?

Erstes Manuskript der Protein-Leitlinie der DGE erschienen.

Das Manuskript der Protein-Leitlinie zur Proteinzufuhr und Knochengesundheit der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist kürzlich in der Fachzeitschrift Osteoporosis International publiziert worden.

In der Arbeit wurde der Zusammenhang zwischen einer höheren Proteinzufuhr und dem Risiko für beispielsweise Knochenbrüche untersucht. Protein ist wichtig für die Gesundheit des Muskel-Skelett-Systems. Der aktuelle Referenzwert für die Proteinzufuhr liegt bei 0,8 g/kg Körpergewicht/Tag für Erwachsene zwischen 19 und 65 Jahren und bei 1,0 g/kg Körpergewicht/Tag für Personen über 65 Jahren.

Uneinheitliche Datenlage – Möglicherweise geringeres Hüftfrakturrisiko bei hoher Proteinaufnahme nur für ältere Menschen

Insgesamt lag die Proteinzufuhr zwischen 0,21 g/kg Körpergewicht/Tag bis 1,69 g/kg Körpergewicht/Tag. Aufgrund der sehr uneinheitlichen Proteinzufuhr in den 11 in das Umbrella Review eingeschlossenen Übersichtsarbeiten sowie der geringen endpunktspezifischen Evidenz lässt sich keine zuverlässige Schlussfolgerung für die erwachsene Bevölkerung ableiten. Unklar bleibt daher, ob eine Proteinzufuhr über der aktuellen Empfehlung für die Nährstoffzufuhr der DGE/ÖGE die Knochengesundheit beeinflusst. Prof. Dr. Bernhard Watzl, DGE-Präsident und Vorsitzender der Leitlinienkommission „Evidenzbasierte Leitlinie: Proteinzufuhr und Prävention ausgewählter ernährungsmitbedingter Krankheiten“, sagt: „Es gibt keine Evidenz dafür, dass eine höhere Proteinzufuhr den Knochen und das generelle Frakturrisiko in der Allgemeinbevölkerung beeinflusst. Eine Ausnahme ist das Hüftfrakturrisiko bei > 65-Jährigen, das bei hoher Proteinzufuhr möglicherweise verringert ist.“

Die Gefahr der Knochenbrüche durch Osteoporose steigt mit höherem Alter exponentiell an und das Risiko von Hüftfrakturen bei älteren Erwachsenen, insbesondere bei Bewohner*innen von Pflegheimen, ist hoch. Leitlinien von Konsensus-Expertengruppen, wie der European Society on Parenteral und Enteral Nutrition (ESPEN), empfehlen bereits eine höhere Proteinzufuhr für ältere Erwachsene von 1-1,5 g/kg Körpergewicht/Tag, um den altersbedingten Muskelabbau zu verzögern. Es ist möglich, dass sich das Frakturrisiko bei älteren Menschen durch eine Proteinzufuhr > 1 g/kg Körpergewicht/Tag reduziert. Daher sollten sich künftige Forschungen und Analysen auf die Auswirkungen einer höheren Proteinzufuhr auf die Knochengesundheit bei Erwachsenen ab 65 Jahren konzentrieren. Weitere qualitativ hochwertige Forschungsarbeiten über die Auswirkungen der Menge und Art des Proteins auf die Knochengesundheit in der gesamten erwachsenen Bevölkerung sind erforderlich.

Mit der Erarbeitung der evidenzbasierten Protein-Leitlinie setzt die DGE Aspekte aus dem Papier „Perspektiven für die Ernährungsforschung 2022“ um. Die Weiterentwicklung von Ernährungsempfehlungen sowie die kontinuierliche Überprüfung dieser ist eines von sieben drängenden Themenfeldern für eine zukunftsorientierte und interdisziplinäre Ernährungsforschung, die so ihren Beitrag zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten kann.

Hintergrundinformation

Die Protein-Leitlinie behandelt die Frage, welche Beziehung zwischen der Quantität und der Qualität von Protein in der Ernährung und den Endpunkten kardiovaskuläre Erkrankungen, Typ-2 Diabetes mellitus, Krebs, Knochengesundheit, Muskelgesundheit, Nierengesundheit, Blutdruck sowie Körpergewichtsstabilität in der Allgemeinbevölkerung besteht. Zu den genannten Endpunkten veröffentlicht die DGE sukzessive einzelne Manuskripte, die abschließend in einer Gesamtempfehlung zusammengefasst werden.

Die von der DGE herausgegebenen evidenzbasierten Leitlinien geben den Stand des Wissens wieder, ob und in welcher Weise ein Ernährungsfaktor Krankheitsrisiken beeinflussen kann. Das wissenschaftliche Konzept der DGE-Leitlinien orientiert sich an dem der evidenzbasierten Medizin (EbM), das auf die Prävention durch Ernährung übertragen wurde. Das definierte Vorgehen basiert auf einer systematischen Auswertung sowie Bewertung der wissenschaftlichen Literatur und einer kritischen Beurteilung der Ergebnisse nach vorab festgelegten Kriterien durch die Leitlinienkommissionen der DGE. Mit der Veröffentlichung ihrer Leitlinien liefert die DGE Ernährungs- und Gesundheitsexperten sowie der Politik eine Entscheidungshilfe auf der Basis einer international anerkannten methodischen Vorgehensweise. Bisher erschienen sind die evidenzbasierte Leitlinie zur Fettzufuhr (2015) und evidenzbasierte Leitlinie zur Kohlenhydratzufuhr (2011).