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Ausgewählte Fragen und Antworten zu Fluorid

Fluorid

Die Hauptquellen für Fluorid sind fluoridiertes Speisesalz sowie Trink- und Mineralwasser. Auch Fische und Meeresfrüchte sowie Schwarztee enthalten Fluorid. Fluoridierte Zahnpflegeprodukte tragen topisch, also von außen, zum Einbau von Fluorid in die Zähne und somit zur Kariesprävention bei.

1. Was ist Fluorid?

  • Chemisch gesehen sind Fluoride Salze der Fluorwasserstoffsäure.
  • Im Gegensatz zu elementarem Fluor – einer hochgiftigen gasförmigen Substanz – sind sie nicht gefährlich.
  • Fluorid befindet sich im menschlichen Körper hauptsächlich an Calcium gebunden in Knochen und Zähnen.

2. Wozu braucht der Körper Fluorid?

Fluorid hat keine essenzielle Funktion im menschlichen Körper, d. h. es ist nicht notwendig für die Entwicklung der Zähne. Dennoch ist Fluorid wichtig zur Festigung von Knochen und Zähnen und ist damit u. a. kariespräventiv (siehe Frage 3).

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3. Welche Effekte hat Fluorid auf die Kariesprävention?

Die kariespräventive Wirkung von Fluorid wird sowohl durch systemische (Fluoridkonzentration in Plasma und Speichel wird durch den Verzehr fluoridhaltiger Lebensmittel oder Präparate erhöht) als auch durch topische (Anwendung von fluoridierten Zahnpflegeprodukten an den Zähnen) Effekte ausgelöst. Durch Fluorid werden die Zähne stabiler und säureresistenter. Sowohl vor dem Zahndurchbruch als auch danach fördert Fluorid die Zahngesundheit.

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4. Welchen Einfluss hat Fluorid auf den Knochenstoffwechsel?

Fluorid hat im Knochenstoffwechsel sowohl einen Einfluss auf die Aktivität von Osteoblasten (knochenbildende Zellen) als auch auf die Osteoklasten (Resorption der Knochensubstanz). Fluorid kann das Wachstum und die Vermehrung von Osteoblasten stimulieren und die Einlagerung von Mineralstoffen im Knochen erhöhen. Durch den Einbau von Fluorid-Ionen in die Knochenmatrix werden diese größer, weniger löslich und resistenter gegen den Abbau durch Osteoklasten. Neben Fluorid haben Calcium, Vitamin D und Phosphor einen Einfluss auf den Knochenstoffwechsel.

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5. Wie hoch sind die Richtwerte für eine angemessene Fluoridgesamtzufuhr?

Da Fluorid nicht essenziell ist und kein Bedarf bestimmt werden kann, wird ein Richtwert für eine angemessene Fluoridgesamtzufuhr angegeben. Die Richtwerte für eine angemessene Fluoridgesamtzufuhr sind alters- und geschlechtsabhängig: Im Verlauf der Kindheit steigen sie von 0,25 mg/Tag für Säuglinge im Alter von 0 bis unter 4 Monaten bis auf 3,0 mg/Tag für weibliche und 3,5 mg/Tag für männliche Jugendliche im Alter von 15 bis unter 19 Jahren, Erwachsenen sowie Schwangere und Stillende an (detaillierte Werte siehe hier). Die Gesamtzufuhr schließt fluoridiertes Speisesalz, Getränken inkl. Trink- und Mineralwasser sowie Supplemente ein. Fluoridierte Zahnpflegeprodukte können bei Verschlucken ebenfalls ungewollt zur Gesamtzufuhr beitragen.

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6. Die Referenzwerte für Fluorid wurden 2022 überarbeitet - was hat sich geändert?

Für Fluorid wird weiterhin ein Richtwert für eine angemessene Gesamtzufuhr abgeleitet (siehe Frage 2).  Dieser basiert auf der Risikoverminderung für Zahnkaries aus präventiven Gründen.

Wie bisher beruht die Ableitung der Richtwerte auf der Beobachtung der optimalen Fluoridkonzentration im Trinkwasser mit der geringsten Karieshäufigkeit bei gleichzeitig geringem Risiko für dentale Fluorosen. Bezogen auf die Fluoridzufuhr über Lebensmittel, Getränke und Trinkwasser sowie das Körpergewicht ergibt sich eine optimale Fluoridzufuhr von 0,05 mg/kg Körpergewicht pro Tag für Kinder und Erwachsene. Für die Ableitung der Referenzwerte wird dieser Wert auf das Referenzkörpergewicht (siehe Referenzwert Energie) bezogen. Da sich dieses mit der Überarbeitung des Referenzwerts für die Energiezufuhr geändert hat, haben sich auch die Richtwerte für eine angemessene Gesamtfluoridzufuhr geringfügig verändert.

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7. Gibt es in der deutschen Bevölkerung einen Fluoridmangel?

Da Fluorid für den menschlichen Körper nicht essenziell ist (siehe Frage 2), gibt es keinen Fluoridmangel in der deutschen Bevölkerung. Durch seine kariespräventive Wirkung kann eine niedrige Fluoridzufuhr allerdings in jedem Alter das individuelle Kariesrisiko erhöhen (siehe Frage 3).

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8. Wie kann der Referenzwert für die Zufuhr von Fluorid erreicht werden? Welche Tipps für eine optimale Versorgung mit Fluorid gibt es?

Fluorid wird über Trink- sowie Mineralwasser und fluoridiertes Speisesalz oder Fluoridsupplemente zugeführt. Auch Fische und Meeresfrüchte sowie Schwarztee enthalten Fluorid. Fluoridierte Zahnpflegeprodukte tragen zum Einbau von Fluorid von außen in die Zähne und somit zur Kariesprävention bei, können aber bei Verschlucken die Gesamtzufuhr ungewollt erhöhen.

Eine Fluoridkonzentration im Trinkwasser zwischen 0,7 und 1,2 mg Fluorid/l gilt als Trinkwasserfluoridkonzentration mit der höchsten kariespräventiven Wirkung bei gleichzeitig minimaler Fluoroseprävalenz (siehe Frage 3 und 10). In diesem Fall sollte kein fluoridiertes Speisesalz verwendet werden. In Deutschland enthält 90 % des Trinkwassers allerdings weniger als 0,25 mg Fluorid/l und im Gegensatz zu anderen Ländern wird in Deutschland und Österreich das Trinkwasser nicht fluoridiert. Die jeweilige Fluoridkonzentration im Trinkwasser kann beim zuständigen Gesundheitsamt erfragt werden.

Gemäß der S2k-Leitlinie zur Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen der Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) wird bei einer Fluoridkonzentration im Trinkwasser von < 0,7 mg/l die Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta und fluoridiertes Speisesalz im Haushalt empfohlen (siehe Frage 12). Zusätzlich kann die Anwendung von Zahnpasten mit erhöhter Fluoridkonzentration bzw. fluoridhaltiger Lacke, Gele oder Spüllösungen ratsam sein.

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9. Was ist bei der Fluoridzufuhr von Säuglingen und Kindern zu berücksichtigen?

Bei Säuglingen vor dem Zahndurchbruch wird für eine adäquate Fluoridzufuhr die Einnahme von Fluoridtabletten empfohlen. Nach dem Zahndurchbruch soll Fluorid entweder weiterhin in Form eines Supplements zugeführt werden, welches nach dem Zahndurchbruch möglichst gelutscht werden sollte, oder durch fluoridhaltige Zahnpasten angewendet werden.

Bei Säuglingen, die ausschließlich oder überwiegend mit Säuglingsanfangs- oder Folgenahrung ernährt werden, welches mit Trink- oder Mineralwasser mit einer Fluoridkonzentration von 0,3 mg/l oder mehr zubereitet wird, wird kein zusätzliches Fluorid empfohlen. In Deutschland enthält 90 % des Trinkwassers allerdings weniger als 0,25 mg Fluorid/l. das Zähneputzen soll in diesen Fällen entweder nur einmal täglich eine reiskorngroße Menge fluoridhaltiger Zahnpasta oder eine fluoridfreie Zahnpasta angewandt werden. Die nachfolgende Tabelle stellt Empfehlungen für eine angemessene Fluoridanwendung dar.

Tabelle 1: Umsetzung einer angemessenen Fluoridanwendung mittels Zahnpasta, Fluoridsupplement und fluoridiertem Speisesalza (nach [86])

Alter Zahnpasta Supplement Fluoridiertes Speisesalza,b,c
Geburt bis 1. Zahndurchbruch - 0,25 mg Fluoridd -e

 

Zahndurchbruch bis 12 Monate

Entweder
Zähneputzen mit oder ohne Zahnpasta ohne Fluorid

0,25 mg Fluoridd -e
Oder
Mit fluoridhaltiger Zahnpasta (1000 ppm Fluorid) in Reiskorngröße
  +
12-24 Monate Mit fluoridhaltiger Zahnpasta (1000 ppm Fluorid) in Reiskorngröße   +
2 bis 6 Jahre fluoridhaltiger   +
Ab 6 Jahre Mit fluoridhaltiger Zahnpasta (1000 ppm Fluorid) in altersgerechter Dosierung   +

+ Einsatz von fluoridiertem Speisesalz
a Gilt bei einer Fluoridkonzentration im Trinkwasser von < 0,3 mg/l. Bei einer Fluoridkonzentration im Trinkwasser > 0,7 mg/l soll weder für Kinder noch für Erwachsene fluoridiertes Speisesalz verwendet werden. Die jeweilige Fluoridkonzentration im Trinkwasser kann beim zuständigen Gesundheitsamt erfragt werden.
b Speisesalz darf auf Grundlage von Ausnahme­genehmigungen mit einem Zusatz von Kaliumfluorid oder Natriumfluorid in Höhe von 310 mg Fluorid/kg hergestellt und in den Verkehr gebracht werden.
c Alternativ kann auch ein Fluoridsupplement eingesetzt werden. Vor der ärztlichen Verordnung von Fluoridtabletten sollte eine Fluoridanamnese durchgeführt werden.
d Kombinationssupplement mit 400-500 IE Vitamin D
e Die Zufuhr von Speisesalz im Säuglings- und Kleinkindalter sollte sehr gering sein, sodass für diesen Altersbereich zusätzlich Fluoridtabletten gerechtfertigt erscheinen, auch wenn die Familie fluoridiertes Speisesalz verwendet.

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10. Wodurch kann eine Fluoridüberversorgung entstehen? Hat eine Fluorid-Überversorgung gesundheitliche Folgen?

Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat für Fluorid für Kinder eine tolerierbare Gesamtzufuhrmenge (Tolerable Upper Intake Level) von 0,1 mg/kg Körpergewicht pro Tag festgelegt. Dies entspricht für Kinder im Alter zwischen 1 bis 3 Jahren 1,5 mg/Tag und im Alter zwischen 4 und 8 Jahren 2,5 mg/Tag Für Personen über 8 Jahre gelten tolerierbare Gesamtzufuhrmengen von 5 bis 7 mg/Tag.

Eine überhöhte Fluoridzufuhr kann durch eine hohe Fluoridkonzentration im Trinkwasser oder durch die gleichzeitige Fluoridzufuhr aus verschiedenen Quellen vorkommen. Unerwünschte Effekte sind Zahn- und Skelettfluorosen. Eine milde Zahnfluorose äußert sich durch weiße oder braune horizontale Streifen oder Flecken auf der Zahnoberfläche ohne dass die Funktion der Zähne zu beeinträchtigt ist. Bei schweren Formen der Zahnfluorose kommt es zu irregulär verteilten gelben oder braunen Flecken auf den Zähnen und der Zahnschmelz wird porös. Diese Zähne haben ein höheres Risiko für Karies. Eine langanhaltende Überversorgung mit Fluorid kann zudem zu Skelettfluorose mit Symptomen wie Gelenkschmerzen und –versteifungen sowie erhöhte Knochenbrüchigkeit führen. Für diskutierte neurotoxischen Wirkungen von Fluorid gibt es keine Evidenz.

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11. Ist die Verwendung von mit Fluorid angereicherten Lebensmitteln oder von Fluorid-Präparaten notwendig?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung empfiehlt, Fluorid nicht in Nahrungsergänzungsmitteln zu verwenden und die Anreicherung von Lebensmitteln des allgemeinen Verzehrs auf Speisesalz (siehe Frage 12) zu beschränken. Fluoridierungsmaßnahmen sollen nur dann angewendet werden, wenn das verwendete Trink- oder Mineralwasser weniger als 0,7 mg Fluorid/l enthält (siehe Frage 8). Es sollte darauf geachtet werden, dass die Gesamtzufuhr die tolerierbare Gesamtzufuhrmenge nicht überschreitet und in einem Haushalt neben fluoridierter Zahnpasta nur eine Form der Fluoridprophylaxe, fluoridiertes Speisesalz oder Fluoridsupplemente, angewandt wird. Letzteres betrifft Säuglinge und Kleinkinder nicht, weil sie nur sehr geringe Mengen Speisesalz zu sich nehmen.

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12. Wie viel Fluorid enthält fluoridiertes Speisesalz und wird die Verwendung empfohlen?

Fluoridiertes Speisesalz enthält in Deutschland 310 mg Fluorid/kg. Verwendet werden darf das mit Fluorid angereicherte Speisesalz allerdings nur in Privathaushalten und, mit einer speziellen Erlaubnis, in der Gastronomie. In Bäckereien und in der Lebensmittel­industrie ist der Einsatz nicht erlaubt. Bei einer täglichen Zufuhr von 2 g fluoridiertem Speisesalz im Haushalt würden somit ca. 0,6 mg Fluorid zugeführt, dies entspricht etwa einem Fünftel der angemessenen Fluoridgesamtzufuhr für Erwachsene.

Bei einer Fluoridkonzentration im Trinkwasser von unter 0,7 mg/l (wie es in Deutschland und Österreich i. d. R. der Fall ist) wird gemäß der S2k-Leitlinie zur Kariesprophylaxe bei bleibenden Zähnen der Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) daher empfohlen, die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta zu putzen sowie grundsätzlich fluoridiertes Speisesalz im Haushalt zu verwenden. Die DGE rät zur Verwendung von fluoridiertem und jodiertem Speisesalz.

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Quelle: Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr

zuletzt überarbeitet 11.03.2024