Winterliche Sauerkrautsuppe
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Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) ist eine unabhängige wissenschaftliche Fachgesellschaft in der Rechtsform eines gemeinnützigen Vereins. Sie wurde am 4.11.1953 gegründet und ist nach ihrer Satzung dem Gemeinwohl und der Wissenschaft verpflichtet. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Ernährungswissenschaft durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF, 1935–1945) vertreten, die somit als Vorgängerorganisation der DGE anzusehen ist. Deshalb ist für die DGE ein historischer Blick auf die Aufgaben und Aktivitäten der DGEF unverzichtbar.
1935 wurde die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsforschung (DGEF) im Reichgesundheitsamt in Berlin durch Hans Reiter1 gegründet. Sie setzte sich im Wesentlichen aus der „Abteilung N“ (Ernährungsphysiologie) des Reichsgesundheitsamts, in der neben Mediziner*innen, Chemiker*innen und Landwirt*innen arbeiteten, zusammen. Die DGEF war als interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftler*innen organisiert. Mediziner*innen, Chemiker*innen, Pharmakolog*innen, Landwirt*innen, Volkswirt*innen und Statistiker*innen verfolgten hier vor allem die Ziele der nationalsozialistischen Ernährungspolitik. Sie setzten alle Vorgaben der NS-Ideologie im Bereich der Ernährungswissenschaften um - die rassistischen und antisemitischen inbegriffen.
Das wichtigste Ziel war es, die Zusammenhänge von Arbeit und Ernährung zu erforschen. Schwerpunkte waren die Frage des Bedarfs bei unterschiedlicher Arbeitsbeanspruchung, die Auswahl und Zubereitung von Lebensmitteln, regionale Unterschiede in der Ernährung, Ernährungstherapie und die Gemeinschaftsverpflegung (vgl. Ulrike Thoms: Einbruch, Aufbruch, Durchbruch? Strukturen und Netzwerke der deutschen Ernährungsforschung vor und nach 1945. In: Rüdiger vom Bruch und Uta Gerhardt (Hg.): Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der Wissenschaftsgeschichte, Stuttgart 2006, S. 115).
Das Volksganze stand im Vordergrund; das Individuum und seine Lebensqualität traten dabei zurück. In ihrer Struktur und inhaltlichen Ausrichtung war die DGEF eine „gleichgeschaltete“ Fachgesellschaft, die die ideologischen und politischen Strategien des nationalsozialistischen Regimes wissenschaftlich stützte und zu deren Realisierung beitrug (DOI 10.4455/eu.2016.050).
Das Publikationsorgan der DGEF war „Die Ernährung“. Sie sollte “das gesamte Ernährungswesen in Forschung, Lehre und Praxis“ wiederspiegeln, wie es im Untertitel der Zeitschrift hieß.
Zu Zwecken der Kriegsvorbereitungen forschte die DGEF daran, Deutschland im Bereich der Nährstoffversorgung unabhängig von Einfuhren aus dem Ausland zu machen. Nach Ende des 2. Weltkrieges stellte sie ihre Aktivitäten ein.
Da die DGEF während des Nationalsozialismus die Ernährungswissenschaft vertrat, ist sie als Vorgängerorganisation der DGE anzusehen. Die DGE, “…verurteilt, dass sich ihre Vorgängerin… vom Nationalsozialismus instrumentalisieren ließ und als willfähriger Helfer in der Umsetzung einer verbrecherischen Ideologie agierte“… „Die DGE bedauert, dass personelle und inhaltliche Kontinuitäten bei ihrer Gründung nicht thematisiert und kritisch reflektiert wurden. Die kritische Betrachtung der Rolle der Ernährungswissenschaft im nationalsozialistischen Deutschland ist auch heute noch nötig; sie darf nicht in Vergessenheit geraten.“(DOI 10.4455/eu.2016.050)
1Hans Reiter (1881-1969) leitet das Reichsgesundheitsamt und war Präsident der Reichsarbeitsgemeinschaft für Volksernährung. Er wurde zusätzlich als Präsident und Vorsitzender der DGEF eingesetzt. Reiter war Mitglied der SS und wurde nach dem Krieg für Kriegsverbrechen verurteilt.
1952 fordert die International Union of Nutritional Sciences (IUNS) Deutschland auf, eine repräsentative, unabhängige und wissenschaftlich arbeitende Vertretung der deutschen Ernährungswissenschaft zu gründen und ihr beizutreten. Mehrere deutsche Vertreter*innen aus Ernährung, Medizin und Landwirtschaft, unter ihnen Heinrich Kraut, fuhren 1953 auf eine dreimonatige Studienreise in die Vereinigten Staaten, die einen weiteren Impuls für die Gründung der DGE gab.
Die DGE wurde am 4.11.1953 nach dem Vorbild amerikanischer Gesellschaften als gemeinnütziger Verein gegründet, wobei ein Bezug zur nationalsozialistischen Vorgängerorganisation DGEF (siehe DOI 10.4455/eu.2016.050) nicht thematisiert wurde.
Die drei ersten Präsidenten der DGE, Wilhelm Heupke (1953-1954), Erich Grafe (1954-1956) und Heinrich Kraut (1956-1958), hatten sich bereits in der Zeit des Nationalsozialismus mit Ernährungsfragen befasst. Alle drei traten 1937 der NSDAP bei. Vor allem Heupke und Kraut arbeiteten mit der nationalsozialistischen Regierung zusammen.
Wilhelm Heupke trat 1934 dem NS-Dozentenbund und der SA bei. 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.
Im Jahre 1941 wurde er Abteilungsleiter des wehr- und kriegswichtigen „Institut für Kochwissenschaft“ in Frankfurt/Main.
Erich Grafe, seit 1933 Fördermitglied der SS, trat 1935 in die SA ein. 1937 wurde er Mitglied der NSDAP.
Er arbeitete bis 1945 als Ordinarius für Innere Medizin und ärztlicher Direktor der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg.
Heinrich Kraut, Gründer der DGE, trat 1937 der NSDAP bei und beriet das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Er entwickelte im 2. Weltkrieg die „Kraut´schen Normen“, die als „Rationssätze für verschiedene Bevölkerungsgruppen“ bekannt geworden sind. Dafür wurde ihm im Jahr 1943 das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse verliehen (Marc Buggeln, Michele Wildt (Hrsg.): "Arbeit im Nationalsozialismus" aus Irene Raehlmann: "Forschungen des Kaiser Wilhelm Institutes für Arbeitsphysiologie im Nationalsozialismus." 2014, S. 130).
Kraut leitete zur NS-Zeit Versuchsreihen zum Energiebedarf an Strafgefangenen und Zwangsarbeiter*innen. Im Nürnberger Prozess 1948 sagte er als Gutachter für den IG Farben und Flick Konzern eidesstattlich aus, dass die Ernährungsgrundlage der KZ-Häftlinge in Ausschwitz ausreichend gewesen sei. Dies widersprach der Wahrheit.
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